Ich hatte Unrecht

Man muss Fehler zugeben können, selbst die eigenen, und deshalb hier eine kurze Korrektur: Ich habe ausführlich beschrieben, wie unerwartet großartig ich den Blog von Kai Diekmann fand. Ich dachte plötzlich, der Typ wäre tatsächlich sehr viel intelligenter und lässiger als ich es ihm je zugetraut hätte, und seine Kritiker wären etwas zu verbissen. Aber ich habe mich getäuscht: Er ist auf armselige Weise nachtragend, und das ist wieder genau so uncool, wie man es hätte vorhersagen können, wenn man nicht wie ich leicht zu beeindrucken wäre. Schade.

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Lesbarkeit – In eigener Sache

Natürlich unterliege auch ich ein Stück weit dem Widget-Wahn, und wer schon einmal hier war wird feststellen, dass ich ein paar Google-Anzeigenblöcke eingebunden habe. Letzteres ist ein Test, weil ich theoretisch finde, dass Journalisten langsam anfangen müssen, unabhängige Einnahmequellen aufzutun (ich nehme an jeder ahnt es: Ich verdiene hier nicht einmal Hubert Burdas „lousy Pennies“). Es geht also eher ums Prinzip. Aber dieses Prinzip macht die Seite weder schöner noch lesbarer, deshalb schlage ich allen, die das Drumherum zu sehr nervt und die nur wegen der großartigen Texte kommen (was riecht hier so?) ein geniales Tool vor: Readability. Damit kann ich alles Störende ausblenden und mir die Texte so formatieren, wie ich am liebsten lese (funktioniert nur auf Artikelebene, auf der Homepage weiß das Ding nicht, welchen Artikel es zeigen soll).

Die Partei, die Partei, die ist immer schlecht

Nikolaus Brender wird also nicht mehr Chefredakteur des ZDF sein, sein Vertrag wird nach zwei Amtszeiten von je fünf Jahren nicht mehr verlängert, und schuld daran ist Roland Koch, der schon seit einem Dreivierteljahr erklärt, er halte Brenders Arbeit als Manager des ZDF-Journalismus für nicht gut genug. Nun geht ein Aufschrei durch die Republik, der wirkt, als wäre die Demokratie in Gefahr, wegen des unerträglichen Hineinregierens der Parteien oder gar der Regierungen in die Öffentlich-Rechtlichen Sender. Das macht mir Bauchschmerzen. Denn ich halte den Vorgang im Verwaltungsrat für einen der Fälle, in denen die Demokratie ihre große Schwäche offenbart – nämlich die, dass sie von Menschen ausgefüllt wird. Ein großer Teil der Kritik ist allerdings geradewegs undemokratisch. Und es scheint, als dürfe man das einfach sein. „Die Partei, die Partei, die ist immer schlecht“ weiterlesen

Klickt euch doch selbst!

Der Chef-Lobbyist des Axel-Springer-Verlages, Christoph Keese, erklärt in einem Interview mit dem Fachmagazin Promedia (hier online auf Carta) die Position der Verleger zu Google und dem geplanten Leistungsschutzrecht noch einmal in geschliffenen Sätzen. Seine Vorschläge laufen auf so etwas wie eine Journalismus-Flatrate im Internet hinaus, die der Provider einsammelt und die dann nach je nach Nutzung unter den Verlagen verteilt wird (was nach meiner laienhaften Vorstellung auch bedeuten würde, die Verlage müssten die Besuche ihrer Seite speichern und die Daten mit denen der Provider abgleichen, um die Abrechnungen zu kontrollieren, oder nicht? Denn spätestens bei einer Uneinigkeit über die Zahl der zu vergütenden Nutzer hätte man doch ohne diese Daten ein Beweisproblem. Da muss man doch sagen können, Manni und Kurt waren aber auch da und haben gelesen, also her mit deren Klickgeld!). „Klickt euch doch selbst!“ weiterlesen

Aktualisiert: Augsburger dürfen sich so nicht nennen

Ein Augsburger Blogger wurde von der Stadtverwaltung abgemahnt (mit einer Rechnung über 1890 Euro), weil er die Stadt um die Erlaubnis gebeten hat, die Domain augsburgr.de für seinen Blog zu benutzen, berichtet die Augsburger Allgemeine Zeitung. Die Stadt findet, man könnte sie ja dann mit dem Blog verwechseln, oder so. Das klingt erst einmal frech, dumm und dreist, aber es eröffnet auf den zweiten Blick ganz neue Möglichkeiten zum Beispiel für meine Perle Hamburg. Denn wenn man eine Stadt mit einer Webseite im Internet verwechseln kann, dann jawohl erst recht mit einer Frikadelle in einem Brötchen. Ole, mahn mal McDonald’s ab!

PS. Inzwischen rudert die Stadt zurück und erlässt dem Kollegen wenigstens die bizarren Anwaltskosten. Vielleicht hilft bloggen doch was.
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Statt Leistungsschutzrecht: Leistung!

Nach Informationen der Financial Times verhandelt Rupert Murdoch mit Microsoft darüber, die Inhalte seiner News Corp. Gruppe (u.a. das Wall Street Journal und die englische Sun) in Zukunft exklusiv nur noch von der Microsoft-Suchmaschine Bing finden zu lassen, also bei Google zu de-indizieren. Anstatt wie deutsche Verlage nach Subventionen in Form eines Leistungsschutzrechtes zu verlangen, böte Murdoch mit diesem System tatsächlich eine Leistung – und vertraut gleichzeitig darauf, dass seine Inhalte tatsächlich etwas wert sind.

Das ist doch mal eine Offensive!
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Wenn das Gehirn nicht reicht – die FAS und die Bildung

Frank Schirrmacher, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen, ist ein großer Kampagnen-Journalist, und im Moment ist sein großes Thema, dass sein Gehirn für die moderne Zeit nicht ausreicht, also, niemandes Gehirn, und schuld daran ist das Internet. Vielleicht liegt es daran, dass in seiner Sonntagszeitung heute eine Geschichte zur Hamburger Bildungsreform steht, die in ihrer Schlichtheit wahrscheinlich in keinem Blog der Welt hätte stehen können – Papier ist manchmal offensichtlich zu geduldig. Meine beiden Kinder sind von dieser Reform direkt betroffen, deshalb verfolge ich das Gezerre sehr interessiert, und der Text heute in der FAS ist so unfassbar voreingenommen, dass man sagen muss, er ist von Qualitätsjournalismus tatsächlich weiter entfernt als selbst die Pamphlete der Initiative gegen die Reform. Wäre die FAS ein Fußballspiel würde ich auf der Tribüne „Hoyzer, Hoyzer“ schreien.

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Das Buchholz-Attentat

Bei Gruner & Jahr sind sie also kurz davor, sich zu hauen – bereits auf der Eskalationsstufe Hitlervergleiche. Und schuld daran ist wieder nur die Angst. Wenn man den Redaktions-Beiräten glauben darf, dann haben die Redaktionen entweder nicht verstanden, was Bernd Buchholz mit dem Verlag vorhat, oder sie haben es verstanden und können es nicht glauben. Sie haben Angst, dass es stimmt. Für alle, die den Feinheiten der deutschen Print-Landschaft ob ihrer langweiligen Berechenbarkeit nicht regelmäßig folgen: Bernd Buchholz, der noch recht frische Vorstandsvorsitzende des traditionsreichen Verlages von unter vielen anderen Stern, Brigitte und Geo hat im Wesentlichen drei Wege skizziert, wie der Verlag in Zukunft weiter sehr viel Geld verdienen soll: Zum einen soll er seine Zeitschriften billiger produzieren, indem er in einem „Plattformsystem“ Zeitschriftenteile titelübergreifend in einer Art One-Size-Fits-All-System erstellen lassen will (wir erinnern uns, dass so zum Beispiel in der DDR auch Häuser gebaut worden sind). Zweitens möchte er das so genannte Corporate Publishing ausbauen, bei dem Gruner & Jahr als Auftragnehmer zum Beispiel Kundenzeitschriften für andere Firmen erstellt. Und er möchte drittens als eine Art Informationshändler mit einem Datenbanksystem wertvolle Informationen an professionelle Kunden verkaufen.

Alles drei sind Punkte, die für Journalisten, die bisher mit relativ großer Freiheit und einigem Komfort zum Beispiel bei Stern, Geo oder Brigitte arbeiten durften ziemliche Zumutungen bedeuten. Aber vor allem sind sie eines nicht: Ideen, wie man in Zukunft den Journalismus weiter entwickelt. Journalismus spart man so höchstens kaputt, oder verabschiedet sich ganz von ihm. Deshalb haben die Redaktionsbeiräte (die haben da schon tolle Sachen, bei Gruner: Redaktions-Beiräte. Geil!) der drei aufgeführten Titel Bernd Buchholz geschrieben, bei seinen Plänen ginge es wie immer nur ums Geld, und Buchholz schrieb zurück, das sei jawohl eine Frechheit und er würde jetzt gar nicht mehr mit ihnen reden. Und dann schrieb der Geo-Chefredakteur was von einem Hitler-Attentat und alle schreien seitdem durcheinander. Weltklasse für Deutschland. „Das Buchholz-Attentat“ weiterlesen