Wem seine Nachrichten stehen eigentlich auf nachrichten.de?

Ich überlege seit einer Weile, was ich eigentlich über nachrichten.de denke. Ich habe mich aber noch nicht zu einer Meinung durchringen können. Eigentlich mag ich es nicht, aber ich finde auch, der Dadaismus hat eine Chance verdient. Insofern ist Nachrichten auf nachrichten.de lesen auch ein bisschen wie spenden.

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Die ganze Meldung zu Olic seiner Rückkehr kommt von topnews.de

Eine Technik ist eine Technik ist eine Technik. Facebook nicht.

Offenbar habe ich gestern das Wort Qualitätsjournalismus dieses berühmte eine Mal zu oft gelesen, jedenfalls dachte ich heute Morgen, als ich beim Qualitätskiosk gehalten hatte um Qualitätskaugummis zu kaufen (für Griechen ist es schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn ihr mich das nächste Mal sehr werde ich so dick sein wie ein Haus), und mich der Qualitätsbettler der Schanze angehauen hatte (dieser lange, dunkle, Rasputin-artige, der auf den Stufen der Flora schläft), ich dachte also: „Du und ich“, dachte ich, „du und ich, wir bilden schon eine Qualitätsdemokratie!“ Dabei bin ich mir gar nicht sicher, was ein Qualitätsbettler zu einer Qualitätsdemokratie beiträgt. Bei mir weiß ich es ja nun echt: Journalisten machen Qualitätsjournalismus, ne? Und alle so: hmmhmm.

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Erlösermodell – oder: Unser täglich Bernd gib uns heute

Ich muss zunächst einmal transparent zugeben, dass ich die Einstellung von Bernd „dem Dritten“ Buchholz an dieser Stelle vor ein paar Wochen falsch halluziniert habe. Ich sage das ganz offen und nach Schaden klug, und rufe deshalb besonders den jungen Kollegen zu: Verlasst euch nicht ausschließlich auf eure eigenen Halluzinationen, es sind unzuverlässige, kleine Schlampen! Aber das kann nur der erste Schritt sein. Nachdem Bernd III. nicht den von mir prophezeiten Gegenangriff gestartet hat, sondern vielmehr im Spiegel festgestellt hat, er werde „nicht auf Teufel komm raus alte Ideale [bewahren], um am Ende als Letzter das Licht auszumachen“, möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass ich auf Teufel komm raus alte New York Movie Edward HopperIdeale bewahren werde, und es würde mich unangemessen stolz machen, wenn ich der letzte wäre, der das Licht ausmacht. Allerdings sage ich offen dazu: Gegen Bernds Flutlicht ist meines eher so eine Art Handy-Display-Beleuchtung im Bauch eines Wals.

 

Da sind wir also: Die alten Medien stagnieren im besten Fall, und Journalisten kämpfen zu sehr ums Überleben, um die ständig nötige Erneuerung der Formen und Ebenen noch zu schaffen. Und in den neuen Medien wird in das investiert, was am schlechtesten ist an ihnen. Der neue journalistische Klickführer bild.de macht im Prinzip so viel richtig mit seiner Umarmung von User-Generated-Content (und die Werbespots waren teilweise richtig geil), aber in Wahrheit sind die 1414-Leserreporter natürlich keine Bürgerjournalisten sondern Trolle mit einer Kamera – eher das, was wir als unvermeidliche Nebenwirkung zu ertragen versprochen haben als das, worum es uns eigentlich geht. „Erlösermodell – oder: Unser täglich Bernd gib uns heute“ weiterlesen

Kein Kommentar geht nicht

Auf der Website Guardian steht ein Jubelartikel über das deutsche Internet-Manifest. Geschrieben von Mercedes Bunz. Einer der Autorinnen des Manifests. So funktioniert das also mit dem neuen Journalismus. Wie beknackt kann man denn eigentlich sein?

PS. Stefan Niggemeier hat sein Mitwirken an dem „Manifest“ (schreibt er jetzt in Tüddelchen) in seinem Blog noch einmal ausführlich erklärt. Und das ist aus meiner Sicht der bedeutend bessere Text. Kann ich nicht lieber den unterschreiben?

Die Geister, die er rieplt

Jetzt tue ich etwas, dass ich immer vermeiden wollte, um mir selbst nicht den Spaß zu verderben: Ich wollte nie über das so genannte Riepl’sche Gesetz schreiben („Die Medienentwicklung verläuft kumulativ, Neues verdrängt Altes nie vollständig“), weil es erstens ein Feld ist, in dem mehr Schwachsinn geschrieben wird als über Sex, und zweitens macht es Spaß, sich anzugucken, wie Verlags-Visionisten und Web-Wichtel sich mit bizarren Argumenten bewerfen. Es sieht aus wie eine Schlacht, in der die eine Seite Tomaten wirft und die andere Seite Eier – und beide denken sie hätten Granaten. Hinterher sind sie sehr erstaunt, dass der Gegner immer noch lebt.

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Wie begeistert man Print-Journalisten für “Online”?

Vor gut zehn Jahren war der junge Fußballer Lars Ricken ungefähr zehnmal das, was Mesut Özil gerne werden würde. Er hatte mit dem spielentscheidenden Tor für Borussia Dortmund im Champions-League-Finale das Tor des Jahres 1997 geschossen und hatte eine gigantische Zukunft vor sich. Zu dieser Zeit drehte er einen Werbespot für seinen Ausrüster Nike, in dem es um die alten Helden im Fußball ging, um die Großen, die Ricken nun im Voice-Over herausforderte. Ich habe den Spot online nicht gefunden, deshalb zitiere ich den zentralen Satz aus dem Kopf. Ricken sagte etwas wie: „Voller Respekt sage ich: Kommt nicht zwischen mich und den Ball!“

Er konnte nie an seine ersten großen Erfolge anknüpfen und galt bald als ewiges Talent. Aber der große Sieg und das unfassbare Tor bleiben.

Mich erinnert die Situation um das Internet-Manifest ein bisschen an Rickens Nike-Spot: Eine Gruppe der vielleicht besten deutschen Onliner stellt sich mit breiter Brust (und aus meiner Sicht ungefragt) aufs Spielfeld und sagt „kommt nicht zwischen uns und den Ball.“ Sie glauben erklärterweise, wie das Spiel gespielt werden muss, und der Tonfall des Dokumentes strahlt nicht nur zwischen den Zeilen, sondern geradezu zwischen allen Zeichen aus, dass sie überzeugt davon sind, dass sie es selbst können. Ich habe schon deutlich gemacht, dass mir das unangenehm ist, und das es mir ungleich leichter gefallen wäre, diesen Text zu akzeptieren, wenn die Verfasser selbst schon spielentscheidende Tore geschossen hätten. Auch aus diesem Grund halte ich das Manifest für missraten, aber es ist zu einfach, Dinge einfach schlecht zu machen. Deshalb will ich versuchen zu erklären, was meiner Meinung nach heute sinnvoller gewesen wäre als der Text. Und während ich das sage, muss ich auch gleich auf einen echten Fehler in meiner Argumentation gegen das Manifest hinweisen: Diejenigen Kollegen, die tatsächlich schon spielentscheidende Tore geschossen haben, haben sich bisher nicht aufgerafft, eine Meinung zu den Möglichkeiten des Journalismus im Internet zu formulieren. Und das wird von vielen Kollegen offensichtlich als Lücke empfunden. Mir ging es nicht so, deshalb habe ich den Gedanken erst von (Manifest-Mitverfasser) Wolfgang Michal übernommen. Da hätte ich selbst drauf kommen können und sollen.

Aber, wie gesagt, meine Gedanken gehen in eine andere Richtung: Wenn das Internet so viele Möglichkeiten bietet und so toll ist, wie ich glaube, warum gelingt es uns nur so mühsam, Kollegen davon zu überzeugen? Das muss etwas bedeuten, aber was?

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Für wen machen wir das eigentlich?

Im Stern steht heute eine ausführliche, schöne Titelgeschichte von Felix Hutt darüber, wie Soziale Netzwerke unser Leben verändern, und es ist schon geschrieben worden (habe nur vergessen wo), das wäre wohl die Geschichte, die der Spiegel eigentlich gern gehabt hätte statt des manchmal kruden zeugs in ihrer „Rechtsfreier-Raum-Geschichte“ vor ein paar Stern 37 09Wochen. Tatsache ist in jedem Fall: Hutt hat einmal groß, sauber und gut aufgeschrieben, was das alles eigentlich ist und wie es funktioniert. Ein bisschen sogar, was das alles soll, obwohl die Frage nach dem „Warum“ im Internet heute eigentlich keine Rolle mehr spielt, weil sie niemand mehr beantworten kann. Aber dazu kommen wir noch.


 Ich finde die Aufmachung ein bisschen seltsam: Es werden Menschen in schönen, großzügigen Schwarzweißbildern gezeigt. Sonst nix. Was ich einerseits verstehe, immerhin geht es in Netzwerken um nichts als Menschen, aber nach meinem Gefühl zeigt es eben zu viele Dinge nicht: Weder die Verbindung zwischen Menschen, noch die Geschwindigkeit, die Globalität oder auch nur den Exhibitionismus von Menschen, die an der großen Konversation teilnehmen. Die Bilder zeigen eigentlich sogar exakt das Gegenteil davon, was ja cool sein kann, aber wenn das hier cool ist kommt die Coolness bei mir nicht an. Auf mich wirkt das wie eine Art-Direktoren-Idee, an der man vielleicht besser noch ein, zwei Tage lang weitergedacht hätt. Aber das war es auch schon mit Kritik von meiner Seite. Was ich nämlich am interessantesten finde an dieser Geschichte, ist ein Paradebeispiel für eine Frage, die wir uns nicht oft genug stellen können: Für wen machen wir das alles eigentlich?

 

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Don’t call us. We won’t call you. Ihre Lufthansa

Ich habe mich an dieser Stelle vielfach darüber ausgelassen, dass ich glaube, Journalisten sollten für ihre Leser erreichbar sein, im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Aber wir sind nicht die einzigen, und deshalb benutze ich diesen Blog an dieser Stelle ausnahmsweise für eine persönliche Geschichte – ganz einfach, weil es die einzige Stelle ist, wo ich sie loswerde. Ich ärgere mich über die Lufthansa. Ich ärgere mich wirklich sehr. Allerdings ist der einzige Weg, das der Lufthansa mitzuteilen der, einen Brief oder ein Fax zu schicken. Das haben wir getan, nur genützt hat es nichts. Jetzt stehe ich da mit meinem Ärger wie ein Leserbriefschreiber, dem nicht geantwortet wird, und weil es bei der Lufthansa keine weitere Stelle gibt, um meinem Ärger Luft zu machen, mache ich es eben hier.

 

Die kurze Version geht so: Wir haben bei der Lufthansa für unsere Verhältnisse recht viel Geld bezahlt, um sicher und angenehm in den Urlaub zu fliegen. Tatsächlich hat eine Reihe von Fehlern dazu geführt, dass wir nicht nur einen Teil umsonst ausgegeben haben, sondern dafür auch noch unsicher geflogen sind. Aus meiner Sicht hat die Lufthansa meine Familie in Gefahr gebracht. Und das ist tatsächlich die beste Art, mich sehr schnell sehr wütend zu machen. „Don’t call us. We won’t call you. Ihre Lufthansa“ weiterlesen