Liebe Piraten, wie mache ich das jetzt mit meinem Ebook?

Ich schleppe seit einiger Zeit eine Mischung aus Unwohlsein und Freude über die breite Diskussion um die Piraten mit mir herum, und im Moment kumuliert sie in meinem Kopf zu einem Haufen, den ich gerne abtragen würde. Das hat drei Gründe:

Zum ersten bin ich selbst politisch auf einer hyperlokalen Ebene aktiv – im SPD-Distrikt (der Hamburger Name für „Ortsverein“) Altona-Altstadt – und freue mich gleich dreifach über die Piraten. Sie schaffen es offensichtlich, Nichtwähler wieder für Politik zu interessieren, sie reißen Diskussionsfelder auf, die von vielen langjährigen Mitgliedern der anderen Parteien oft gar nicht als solche verstanden werden (nämlich den Unmut mit der Parteiendemokratie selbst) und sie haben es geschafft, dass in den Diskussionen um Netzfreiheit, Urheberrechte und andere Aspekte der neuen digitalen Öffentlichkeit eine weitere, gewichtige Stimme teilnimmt. Ich freue mich also, dass es die Piraten gibt und darüber, dass sie etwas sagen. Allerdings lässt mich das, was sie sagen und was sie nicht sagen, meist vollkommen ratlos zurück.

Das liegt daran, dass sie zu den Fragen, die sich mir aktuell stellen, entweder nichts zu sagen haben oder es gut verstecken. Dabei sind Fragen dabei, auf die sie Antworten geben können sollten.

Ich habe ein kleines Buch geschrieben, natürlich über Griechenland. Es wird als Ebook erscheinen, (übrigens unter dem Titel „Hände weg von Griechenland“) in einer Reihe von kurzen Ebooks zu Sachthemen. Ich werde dafür hier noch ausgiebig werben, aber für mich war das Besondere eben, dass es in Zukunft möglicherweise einen Markt gibt für Sachbücher, die nur ein Drittel bis die Hälfte eines „normalen“ Buches lang sind. Ich habe viel zu oft Bücher gelesen, die gut angefangen haben, und beim fünften Kapitel stellte man fest, dass die Idee des Autors nur für vier Kapitel gereicht hat. Aber bisher musste man als Autor dann eben noch so viel Zeug dazuschreiben, bis es sich gelohnt hat, das ganze Ding zwischen Buchdeckel zu packen. Ich hoffe, das ist in Zukunft anders. Aber meine Frage ist: Die Piraten fordern, ich solle das „nichtkommerzielle“ kopieren meines Werkes als natürlich betrachten und mir andere Geschäftsmodelle suchen, als das Buch einfach zu verkaufen. Ich zitiere aus den Zielen auf der Webseite der Partei:

Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken als natürlich betrachtet werden sollte und die Interessen der Urheber entgegen anders lautender Behauptungen von bestimmten Interessengruppen nicht negativ tangiert. Es konnte in der Vergangenheit kein solcher Zusammenhang schlüssig belegt werden. In der Tat existiert eine Vielzahl von innovativen Geschäftskonzepten, welche die freie Verfügbarkeit bewusst zu ihrem Vorteil nutzen und Urheber unabhängiger von bestehenden Marktstrukturen machen können.

Das lässt mich einigermaßen ratlos zurück. Nochmal, ich bin eigentlich eine Art Sympathisant. Mir liegt viel an der ständigen Weiterentwicklung der Demokratie und der gesellschaftlichen Teilhabe. Ich habe sogar den Eindruck, ich trage meinen Teil dazu bei. Ich finde die Behauptung, es herrsche „im Internet“ eine „Kostenlos-Kultur“ falsch und albern. Aber nachdem die Piraten in Deutschland und überall sonst, wo es sie gibt, seit Jahren diese Diskussion führen, ist das der Stand ihrer Forderungen? Ihre Forderung ist, ich soll mir gefälligst was Neues ausdenken?

Nicht ganz. In den Politik-FAQ findet man noch das hier:

Wie sollen die Künstler dann an ihr Geld kommen? – Die müssen ja auch irgendwie leben.

Unter anderem wird die Idee der „Kulturflatrate“ diskutiert. Zusätzlich bieten Konzerte, Fanartikel, Spenden und staatliche Kunstförderung weitere Einnahmemöglichkeiten. Auch andere Modelle werden hier diskutiert.
Die Schallplatte kostete in den 80ern 18 DM, die CD kostete in den 90ern 29,90 DM, heute kostet ein Lied 99 ct. Im gleichen Zeitraum sind die Vervielfältigungskosten hingegen exorbitant gesunken.

Das ist es, was ihnen bisher eingefallen ist? Und was mache ich jetzt? Ich hätte an diesem Punkt längst zwei Dutzend konkrete, miteinander konkurrierende Ideen in der Diskussion erwartet. Bei einem Thema, das offensichtlich ein Kernthema dieser (in Schweden) 2006 gegründeten Partei ist? Das ist echt wenig!

Ich weiß, es steht die Forderung im Raum, einen Runden Tisch mit Urhebern, Verwertern usw. einzuberufen, der Ideen entwickeln soll. Aber hier, ganz konkret in meinem Fall als Urheber bin ich schockiert, wie wenig konkret die Vorschläge bisher sind. Und das ist erst der Anfang.

In meinem Buch geht es um die Frage, ob unter dem Deckmantel der Krise nicht eigentlich die europäische Demokratie abgeschafft wird. In Griechenland ist es so weit, dass die Bürger durch Wahlen keinen Einfluss mehr auf die Politik haben, weil sich die Politiker längst in Verträgen auf eine bestimmte Politik haben verpflichten lassen. Die Gründe dafür sind wirtschaftliche (d.h., Banken, die auf ihr Geld warten). Das ist die Abschaffung von Demokratie, und sie wird von den Regierungen der starken Nationen in Europa gefördert und gefordert. Eine gefährliche Entwicklung. Zu den Piraten findet sich dazu natürlich nichts, wie überhaupt zur Eurokrise, wie überhaupt zu Europa. Ich frage mich, wie lange man sich als junge Partei Zeit nehmen kann oder sogar muss, bis man eine Meinung dazu hat? Die Piraten haben immerhin zwei schwedische Abgeordnete im Europaparlament sitzen.

Und ist es nicht eigentlich so, dass man als tiefenvernetzte Piratenpartei viel schneller die Meinungen der Mitglieder zu einer Parteilinie zusammenfassen kann? Warum dauert es bei den Piraten dann so lang, bis sie mal ein konkretes politisches Ziel benennen? Würde eine politische Festlegung, was man eigentlich im Einzelnen zu Themen denkt nicht auch die unsäglichen Nazidiskussionen ein für alle Mal beenden? Ich glaube nämlich kein bisschen, dass die Partei irgendwo rechtsradikal ist, aber man müsste sich da mal drauf einigen, damit die versprengten Rechtsradikalen austreten oder rausgeworfen werden können. Auf der anderen Seite: Mein unangenehmer Eindruck ist, dass die Freiheit der Piraten bisher auch die Freiheit einschließt, sich für alles gleichzeitig oder entsprechend für gar nichts zu entscheiden. Und „alles gleichzeitig“ schließt eben auch rechtsradikales mit ein. Gar nichts schließt gar nichts aus. Jede Entscheidung für etwas ist schließlich auch eine Entscheidung gegen alles andere, vor allem in der Politik, wo die Abstimmung über einen Antrag letztlich das Werkzeug ist, und Zustimmung oder Ablehnung die einzig möglichen Antworten, auch wenn das unerträglich brutal wirkt angesichts von Diskussionen, innerlichen und äußeren, die in Wahrheit 51 zu 49 stehen und kaum guten Gewissens mit ja oder nein entschieden werden können. Am Ende muss abgestimmt werden. Willkommen im wahren Leben.

Aber das sind offensichtlich die konkreten Probleme einer Partei, die in Wahrheit in ihrer Entwicklung weit hinter ihrem Erfolg zurückbleibt (zum Teil aus meiner Sicht eben gerade auch deshalb, weil sie so unkonkret ist ist und deshalb so viel Fantasie zulässt. Die Piraten sind für jeden das, was er denkt, dass sie es sind) und noch lange nicht im Parteisein angekommen ist. Das wird sich irgendwann alles finden. Wenn wir uns also für einen Augenblick vorstellen, die Partei würde diese Phase relativ gut überstehen und irgendwann tatsächlich Grundsätzliches zur Politik des Landes und Europas beisteuern können. Den Grundsatz der Transparenz zum Beispiel. Wäre größere Transparenz nicht ein riesiger Fortschritt für Europa?

Ich bin sicher, das instinktiv erst einmal jeder zustimmen würde, dass mehr Transparenz für die Politik und für Europa eine gute Sache wäre. Und bei der ersten Nachfrage, in welchem Bereich eigentlich, kämen die meisten von uns ins Straucheln. Was genau ist eigentlich intransparent in Europa? In Deutschland? In der Politik? Wer von uns bekommt eigentlich welche Information nicht? Oder ist es nicht so, dass uns die meisten Informationen einfach gar nicht interessieren? Auf meiner hyperlokalen Ebene der Politik ist es so: Das Problem der Verwaltung eines Bezirks wie Hamburg-Altona (mit 250.000 Einwohnern) ist oft weniger, dass Informationen nicht herausgegeben werden. Es ist eher so, dass zu den allermeisten öffentlichen Veranstaltungen kaum jemand kommt, dass die öffentlichen Papiere on- wie offline praktisch niemand liest und dass es echtes Interesse erst sehr spät im Prozess gibt, wenn die wichtigsten Entscheidungen längst getroffen sind. Das ist verständlich: Wer will sich endlose Anhörungen antun zu Bauvorhaben, die erst in zehn Jahren einmal fertig sein werden? Wer will all die öffentlichen Ankündigungen lesen einfach nur deshalb, weil möglicherweise irgendwann irgendwo etwas dabei ist, mit dem man zutiefst unzufrieden wäre? Transparenz an sich ist sicher richtig, aber wertvoll wird sie ja erst, wenn sie tatsächlich jemand nutzt und all das überprüft, das da transparent gemacht wird.

Das, was die Piraten aus meiner Sicht sein könnten ist also Anstoß geben zu einer neuen Kultur des Teilnehmens an politischen Prozessen. Ein neuer Anlauf in Demokratie, der Versuch, die „etablierten Parteien“ ein Stück weit aus den eingefahrenen Bahnen zu befreien. Das ist der Teil, den ich uneingeschränkt begrüße. Bizarrerweise finde ich die aus meiner Sicht großartigsten Vertreter dieser Kultur allerdings bunt gemischt überall, bisher wegen der kurzen Biografie der Partei natürlich am wenigsten auffällig bei den Piraten. Ich erlebe Menschen, die Jahre und Jahrzehnte lang in Gremien wie dem Ausschuss für Umwelt, Gesundheit und Naturschutz der Bezirksversammlung Altona sitzen und einen guten Job machen, für den sie weder Ruhm noch Anerkennung ernten (aber für drei Stunden plus Vorbereitung gerade mal 21 Euro Aufwandsentschädigung). Es gibt sie unter der Flagge jeder etablierten Partei und auch als Parteilose. Sie sind diejenigen, die tatsächlich mitbekommen, was passiert – weil sie da sind. Sie sind diejenigen, die Transparenz erst wertvoll machen. Sie sind die, die das Versprechen der Piraten wahrmachen. Und sie sind gleichzeitig die, gegen die die Piraten ihre Erfolge einfahren und gegen die sie auch Stimmung machen, nämlich „die Politik“.

In Wahrheit glaube ich, dass die Piraten im Verlaufe ihrer Parteiwerdung ihren Appeal verlieren werden. Und angesichts der Vielfalt von politischer Meinung, die im Moment noch innerhalb der Piraten vertreten wird, angesichts der Tatsache, dass sich dort offenbar bis nach weit rechts verschiedenste Gesinnungen tummeln, bin ich mir auch nicht sicher, ob sich das Projekt als Partei tatsächlich schlau konstituiert hat. Ich glaube, in Wahrheit braucht es für die drei Kernforderungen Transparenz, Teilhabe und eine zeitgemäße Umsetzung von Rechten in der digitalen Welt wahrscheinlich nicht eine Partei, sondern alle. Piraten in allen Parteien sozusagen. Für mich sind die Piraten, wenn ich ehrlich bin, eher eine kulturelle Strömung als eine politische, und so lange sie sich politisch nicht festlegen lassen wollen, so lange sie zu Europa nichts und selbst zum Urheberrecht nichts wirklich zielführendes zu sagen haben, wird das so bleiben. Wenn von den Piraten ein formulierter Vorschlag für neue Urheberrechtsgesetze kommt, wird man sehen, wie weit die Ideen in der Realität tragen.

Ich kann nicht sagen, was danach kommt. Ich halte es nicht einmal für sicher, dass danach etwas kommt. Aber ich hoffe ehrlich, dass die Kultur bleibt und Einzug findet in die Arbeit derjenigen, die sie machen, Piraten oder nicht. Denn selbst wenn man die rechten Spinner und diejenigen abzieht, die nur mal spaßig auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollen, sollten da immer noch tausende Piraten, die ernsthaft um eine bessere Demokratie bemüht sind. Ich hoffe, sie bleiben dabei. Auch wenn das zwangsläufig irgendwann heißt, ehrenamtlich elend lange Sitzungen in eher nicht spaßorientierten Ausschüssen hinter sich zu bringen. Wenn dem aber auch nur ansatzweise so sein sollte, dann hätten die Piraten als einzige den Trend zu immer weniger politischer Beteiligung gebrochen, und allein diese Aussicht muss es wert sein, dass die anderen Parteien sie mit offenen Armen willkommen heißen.

Ich hätte aber trotzdem gerne Geld für mein Buch. Das war echt Arbeit.

70 Antworten auf „Liebe Piraten, wie mache ich das jetzt mit meinem Ebook?“

  1. Wenn das Buch gut und interessant ist, wird es auch mit DRM & Co. im Netz zu finden sein – auch ganz ohne Piratenpartei. Also lieber Spendenbutton (Paypal, Flattr, Bankverbindung …) und Werbung für die gedruckte Version machen (für alle, die auf Papier lesen wollen, noch gibt es diese).

  2. Bring es schnell raus, bevor der Zug durch ist, machs nicht so teuer (Amazon und Apple fressen Dir allerdings einiges weg). Werben, werben, werben! Keine allzu großen Hoffnungen machen! Die Leute sind ja so dermaßen papiergeil. Viel Erfolg…

  3. Ich glaube, dass es bei den Piraten ganz ähnlich wie seinerzeit bei den Grünen ablaufen wird. So, wie am Anfang viele sich auch beim besten Willen nicht Vorstellen konnten, dass an den Ideen der Grünen irgendetwas realisierbar sein könnte, ist das heute mit der Loseblattsammlung »Piratenpartei«.

    Ich finde es auch nicht so abwegig, dass man da so blumig und wolkig um den heißen Urheberrechtsbrei herumredet, und eine aus unserer Sicht abstruse Maximalforderung präsentiert.

    Es wäre wünschenswert, wenn am Ende der Diskussion etwas herauskäme, bei dem unstrittig ist, dass Du Geld für Dein eBook bekommst, und der nicht zahlt genauso behandelt wird, wie jeder andere Täter auch. Dann sollte es natürlich noch Vergünstigungen für Forschung und Lehre geben, man Dein eBook weiterverkaufen können, kein Verlag Dir Dein Honorar für alle Nutzungsarten generalstreichartig wegnehmen kann usw. usf.

    Ich kann mir das heute genausowenig vorstellen, wie den Atomausstieg, den Ausstieg von Ausstieg und die Kehrtwende danach…

  4. Es gibt so einige Sachen die du in so einer „digitalen Welt“ mit deinem Buch machen könntest:
    Vorfinanzieren oder teilweise vorfinanzieren: http://www.kickstarter.com/discover/categories/publishing z.B. scheint in diesem Feld sehr interessant zu sein und in letzter Zeit in mehreren Feldern abgehoben zu haben, leider gibt es das soweit ich weiß aus Rechtlichen Gründen hierzulande noch nicht.

    Kostprobe anbieten: Stell ein Kapitel oder wenigstens einige Dutzend Seiten die Sinn ergeben Online und lass interessierte Leute entscheiden ob Sie deine Arbeit würdigen oder nicht, Micropayment-Provider a la Flattr oder Althergebrachte „Spenden“-Buttons wären dabei auch interessant.

    Verschicke kostenlose Exemplare an Leute oder Literarische Webseiten die evtl. daran interessiert wären dein Buch zu Rezensieren, wenn keiner davon weiß, wird es auch keiner kaufen, bei einer Google Suche nach dem Buchtitel und deinem Namen kamen nur zwei Ergebnisse, dieser Blog und Amazon.

    Versuche eine Größere Zielgruppe zu erreichen, der leichteste Weg dabei wäre eine Übersetzung ins Englische oder Gegebene Landessprachen, das ist aber sehr Abhängig von der Art und dem Thema des Buches, bei Romanen etc. würde es wahrscheinlich viel mehr Sinn machen. Aber es leben insgesamt wahrscheinlich einige mehr Interessierte da draußen als diejenigen die Deutsch verstehen. Bei der Digitalisierung hat man die gesamte Weltbevölkerung als Zielgruppe, da man diese leicht erreichen kann von einer einzigen Verkaufsplattform aus, man sollte sich nicht künstlich beschränken, das ist auch einer der Gründe warum Filesharing so beliebt wurde.

    Versuche in so vielen Shops wie Möglich zu sein, nicht nur bei Amazon (auch wenn das der Größte sein mag), evtl. kriegst du auch bessere Konditionen oder Werbung als Neuerscheinung auf der Seite, e.g. nach kurzem Googeln hab ich z.B. diesen Shop gefunden: http://txtr.com/ , es müsste aber eine Plattform gefördert werden (evtl. auch staatlich) die extrem Autorfreundlich ist, und 80-90% der Einnahmen direkt an den Autor abgibt, im Moment werden solche Gebilde von den Verwertern eher bekämpft. Es gibt Sie auf jeden Fall in anderen Feldern wie z.B. dem Spielemarkt mit Steam und GoG.

    Benutze Social Media um interessierte zu erreichen/zu werben oder das Buch zu diskutieren.

    Im Prinzip lässt es sich auf eine Sache eingrenzen, Versuche so viel wie Möglich in die Öffentlichkeit zu gelangen, fürchte dich dabei auch nicht vor sogenannten „Raubkopien“, wenn diese die Bekanntheit deines Buches erhöhen, dieser Autor macht das eigentlich. relativ Begreiflich (auf Englisch) dass man sich davor gar nicht fürchten muss: http://www.youtube.com/watch?v=0Qkyt1wXNlI

    Ein paar Anstöße, wobei es im Prinzip gilt, dass durch die Digitalisierung ganz andere und neue Wege und Chancen offen stehen zur Vermarktung und Verbreitung von Produkten, die nicht unbedingt viel mit den alten Modellen zu tun haben müssen. Man muss ihnen nur eine Chance geben und könnte sicherlich einige Probleme damit lösen, ich sehe bei den Altparteien aber nicht so wirklich eine Bereitschaft diese Dinge zu fördern, da geht es eher um das Beibehalten alter Strukturen.

    Das mit der Transparenz hast du auch leicht falsch verstanden, nur weil alles „Transparent“ ist heißt nicht, dass sich plötzlich die gesamte Bürgerschaft sich damit beschäftigt und das Jahrelang. Aber wenn jemand plötzlich daran interessiert ist nachzuvollziehen wie die neue Autobahnbrücke oder der neue Bahnhof in seiner Gegend zu Stande gekommen ist, sollte er die Möglichkeit haben das im Nachhinein Nachzuvollziehen, am besten im Netz und ohne große Behördengänge mit einem Mindestwert an Resistenz.
    Bei der Wikipedia lesen und schreiben auch nicht alle Leute gleichzeitig an allen Artikeln zu jeder Zeit.

  5. Die Idee mit den Schnell % Kurz-E-Books hatte ich auch schon und ich glaube, das passiert bereits hier und da. Früher brauchten Verlage immer eine bestimmte Menge Papier, um einen bestimmten Preis verlangen zu können, der den Gesamtwaufwand rechtfertigt. Das war sozusagen ein Skaleneffekt pro Buch. Das kann jetzt anders laufen.
    Ansonsten großes Lob zu deinem Beitrag. Die Piraten enthalten auch einen Aufstand der Unpolitischen, vielleicht sogar Anti-Politischen. Die wollen am liebsten nur die Politik beeinflussen, aber nicht selbst machen. Die Details sind mühselig, kompliziert und machen nicht gerade Spaß. Dies in Kombination mit Offenheit für alle möglichen politischen Klientelinteressen sieht aus wie ein Fahrplan ins Chaos. Und weil die Piraten immer mit den Grünen verglichen werden: Da gibt es einen großen Unterschied. Die Grünen hatten überwiegend einen Stammbaum in der politischen Arbeit. Sie hatten langjährige Protesterfahrung, Erfahrung in politischen Gruppen und zogen sehr schnell weitere tatsächlich politisch denkende Menschen an. Die Piraten ziehen dagegen alle möglichen Kleingärtner, Tierschützer, Filesharer, etc. an, die sich die Politik als großes Petitionsverfahren vorstellen.

  6. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten ein Buch als eBook selbst zu vermarkten. Amazon & Co. sind sicher die einfachsten und vermutlich die erfolgsversprechendsten.

    Ein Bekannter hat sein Buch ausserdem als Book On Demand auch auf Papier veröffentlicht. Da er eigentlich kein Online-Bürger ist, kann das nicht so schwer sein ;-).

    Zum Urheberrecht: Es gibt bei den Piraten eine AG dazu:
    http://wiki.piratenpartei.de/AG_Urheberrecht

    Dann gibt es ein Argumentationspapier zu „Änderungen und Begründungen im Urheberrechtsgesetz (Kurzfassung)“
    http://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/0/07/UrhG_Arguments_FassungBPT2011-2.pdf

    Da das nicht mein Bereich ist, kann ich leider nicht sagen, ob das die aktuellste Version ist.

    Abgesehen davon sind die Piraten da noch nicht weiter, weil sich ja anscheinend niemand mit ihnen zusammensetzen und diskutieren will, sondern lieber blockiert und öffentlich meckert.

    Wo wir Transparenz kaufen sollte auch klar sein. Abkommen wie ACTA, INDECT und Co müssen öffentlich diskutiert werden. Verträge wie der ganze Zeug um den Maut-Krams haben nicht geheim zu sein. Bei der Entwicklung von neuen Gesetzen muss öffentlich werden, welche (Lobby-)Organisationen daran mitgearbeitet haben, usw.

    Das alles sind schwierige Themen und ich bin froh, dass die Piratenbasis immer größer wird. Denn so sammeln wir nicht nur Idioten und Mitläufer ein, die relativ schnell erkannt werden, sondern auch Experten in ihren jeweiligen Bereichen.

  7. Es gibt bereits eine ziemlich detaillierte Ausarbeitung zur Reform vom Urheberrecht (zugegebenermaßen nicht leicht zu finden): http://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/0/07/UrhG_Arguments_FassungBPT2011-2.pdf

    Und dass Politik auch anstrengend ist und nicht nur Spaß macht, weiß jeder, der mal bei einem Parteitag der Piraten war. Trotzdem schaffen es die Piraten, Politik für junge Leute wieder interessant zu machen, weil sie zeigen, dass es auch Spaß machen kann. Und da ist Transparenz eben schon relevant, weil nur so der einzelne Bürger auch die Möglichkeit hat mitzuwirken.

  8. Eigentlich ist es ja nicht die Aufgabe von Parteien, Geschäftsmodelle zu entwickeln, oder? Aber weil ich die von dir zitierte Diskussion im 11k2 und anderswo massgeblich vorantreibe, ein kurzer Überblick: Jedes auch nur irgendwie interessante E-Book ist sowieso kostenlos zu haben. Also nutze diesem Umstand und verteile den Download kostenlos und zu Werbezwecken, und zwar direkt neben dem Link zum Kauf des Buchs. Ob du dazu einen eigenen kleinen Onlineshop aufstellst oder Amazon etc bemühst (oder beides), ist eine Geschmacksentscheidung. In jedem Fall werden die Leser nicht dafür bezahlen, dass du ein Buch geschrieben hast, sondern dafür, dass sie es gut finden. Nicht, weil die Piraten das sagen, sondern, weil die Industrieära vorbei ist. Viel Glück. (ich bin einer der 101: http://www.piratenpartei.de/2012/04/09/101-piraten-sagen-ja-zum-urheber/)

  9. Die Urheber sind selbst verantwortlich, ihre Werke zu verkaufen. Das war nie anders! Nur in der kurzen Zeitspanne der Datenträger (LP, MC, CD, DVD) konnte man auf die Unterstützung von Verwertungsgesellschaften und Musikkonzernen zählen, die sich immer wieder kreative Rahmendbedingungen und Techniken einfallen liessen, um den Verkauf anzukurbeln. Heute sind die Urheber von digitalen Werken (Künstler, Programmierer, Designer) wieder neu gefordert, kreative Formen des Verkaufs zu finden. Wer glaubt, das wäre kein Aufgabengebiet für Künstler, liegt falsch. Autoren mussten immer schon ihr Zeug selbst verkaufen, nur wenigen wird diese Arbeit von Agenten, Galerien oder Vertrieben abgenommen. Die Urheberrechtssparten sind hier auch extrem unterschiedlich zu betrachten (Musik, Malerei, Literatur, Gamedesign, etc. sind völlig unterschiedliche Disziplinen). Für dein Buch schlage ich den Verlag von Andreas von Gunten vor: http://buchundnetz.com/

  10. @Dex: Schöne Lösungsansätze. Ohne die Vorschläge untersucht zu haben kommt aber von mir der Einwand: Dem Autor fehlt es sicher nicht an Ideen, sein Buch zu vermarkten. Der Autor bemängelt, dass es der Piratenpartei an Ideen fehlt, Alternativen zum aktuellen System aufzuzeigen. Solange Ihre Vorschläge also nicht „Parteilinie“ sind, haben Sie am Autor vorbeiargumentiert.

  11. Die Frage, was die Leute mit all den Informationen sollen, habe ich mir auch schon gestellt.
    Meine Hoffnung ist, dass es einige Interessierte geben wird, die mit den spannenden Details an die Öffentlichkeit gehen werden. Dass das auf lokaler und regionaler Ebene nicht funktioniert ist mir bewusst. Bei uns im Ort wurde ein B-Plan geändert, weil IKEA höhere Fahnen aufstellen wollte. Nichts, was Leute in Gemeinderatssitzungen lockt. Viel spannender sind Landes- und Bundesebene. Und die sind leider nicht ganz so offen. Wenn ein Problem erst einmal entdeckt ist, kann man dieses mit einer transparenten Informationspolitik auch leicht analysieren – dass auch die vernetzte Masse gut zusammenarbeiten kann wird regelmäßig bei Open Source Softwareprojekten bewiesen und – außerhalb der IT-Gesellschaft – seit kurzem bei der Analyse von Dissertationen. Diese wäre ohne einen freien Zugang zu Wissen übrigens nicht möglich.

  12. Wenn ich in einen Buchladen gehe und ein Buch mit interessantem Cover und Titel sehe, dann nehm ich es mir und les mal rein. Kann sein, dass ich ein paar Seiten lese und es dann wieder weg lege, entweder weil es für mich keine interessanten Informationen enthält, ich die Informationen schon kenne oder es nicht unterhaltsam geschrieben ist. Oder ich kaufe es, weil mich die Leseprobe überzeugt hat.

    So will ich es auch elektronisch machen können. Ich lade mir das Buch herunter und fang an zu lesen. Und wenn es interessant ist, wenn man merkt, wie gründlich der Autor recherchiert hat, dann möchte ich auch gerne dafür bezahlen. Wenn nicht, dann lege ich das Buch zur Seite und schaue es nicht mehr an.

    Das Flattr-Konzept gefällt mir gut als eine Art steuerbare Kultur-Flatrate. Toll wäre es, wenn man dabei auch gleich auf einfachste Weise einen bestimmten Betrag an einen Autor geben könnte, nicht als Teil des allgemeinen Flattr-Kuchens, sondern als Belohnung für eine hervorragende Einzelleistung…

  13. Mit Flattr hab ich ein Problem: Ich kann nicht festlegen wie viel jeder einzelne bekommt. So ein (ganzes) halbes eBuch ist mir idR mehr wert als ein Blogpost oder eine Folge eines Podcasts. Hau das Ding eher günstig in den Kindlestore, mach Werbung dafür, setze falls du Flattr nutzt einen Flattr-Link mit rein und gib einen Paypal-Spenden Account an. Laß die Leute die Wertschätzung selbst festlegen, anstatt Mindest(spenden)summen zu fordern. Und ignoriere die Filesharer, lieber investiert man diese Energie in seine Leser oder z.b. in noch ein zusätzliches Kapitel (wenn sich neues ergibt).

  14. ein kluger artikel.
    1 das netz ist eine freie welt, wer lässt sich freiheit schon gerne nehmen?
    2 wem gehört das wissen? jeder „stiehlt“ von jedem.
    3 geht es nicht auch um das multiplizierbare? aber was ist mit nichtmultiplizierbarer kunst? mit einem gemalten bild oder einer skulptur?
    4 was ist mit den geistigen erzeugnissen, die überhaupt erst durch das netz verfügbar werden?
    5 ist es nicht auch nur ein neuer selektionsmechanismus?
    neue geschäftsmodelle, statt verlag und druckerei?
    6 es wird irgendwann das wissen der gesamten welt verfügbar sein, auch das aus timbuktu…! ist das was jetzt geschrieben wird womöglich schon einmal geschrieben worden (plagiatssoftware)?
    7 ist die idee der „universitas“ nicht genau die, wissen weiterzugeben? die akademische welt lebt ja geradezu vom zitierten.
    8 wer hat den greißler um die ecke gefragt, ob es ihn weiterhin geben soll?
    9 es gibt im germanischen rechtssystem den begriff der „allmende“, der weide die allen gehört.
    10 fahrenheit 451. wieviel geschriebenes ist verbrannt, weggeworfen, ignoriert worden? das netz vergisst nichts oder womöglich alles.
    11 zurück zur mündlichen überlieferung, das gedruckte hat großteils nur unheil gebracht?
    12 ganz banal: das wissen ist das einzige, das mehr wird, wenn man es teilt.
    13 basiseinkommen, askese, neue bescheidenheit?
    nur fragen, keine antworten.ersteres soll nicht bezahlt werden, zweiteres schon?
    ars longa, vita brevis

  15. Dritter Versuch: zu Deiner Ausgangsfrage, frisch von Christopher Lausers Website:

    * Volles Urheberrecht für den Urheber. 10 Jahre nach Tod des Urhebers gehen die Rechte in die Allgemeinheit über.
    * Werke können nur auf Wegen vermarktet werden, die zu Vertragsabschluss bekannt sind.
    * 25 Jahre nach Vertragsabschluss mit einem Verwerter gehen alle Verwertungsrechte wieder zum Urheber zurück.
    * Entkriminalisierung von Peer to Peer Tauschbörsen. Seiten wie Pirate Bay, Megaupload und Kino.to wird es auch mit der Piratenpartei nicht geben.
    * Viele viele andere Regelungen, zum Beispiel kostenlose Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke in Bildungseinrichtungen.

    http://www.christopherlauer.de/2012/04/22/tsv/

  16. „Dann kannst du ja immer noch um freiwillige Spenden hoffen.
    Funktioniert doch überall anders auch prima.“

    eine kommentatorin hat diesen unglaublichen satz geschrieben. ich hätte gerne KONKRETE und NACHVOLLZIEHBARE beispiele, da sich diese these meinem bisherigen erfahrungshorizont völlig verschliesst….

  17. Ich will nicht auf Spenden angewiesen sein, das ist mir zu asymmetrisch: Du profitierst von meiner Arbeit (liest mein Buch) und gibst mir dafür das, was ich von dir dafür haben möchte – oder wir lassen das Ganze, so geht der Deal. Und wenn ich mir ansehe, wie viel zum Beispiel die rührige taz via Flattr eingenommen hat (Meines Wissens keine 1.500 Euro pro Jahr), dann weiß ich auch: So kann man geistiges Schaffen nicht finanzieren.

    Es ist noch etwas anderes, das mir im Kopf umherschwirrt: Ich betrachte mit Sorge, dass das einzige Finanzierungsmodell im Web, das unbestritten funktioniert, die Finanzierung durch Werbung ist. Das heißt: Wer etwas im Web konsumieren will, setzt sich einem nicht enden wollenden Strom aus Konsumanreizen aus. Es kann doch nicht sein, dass unser gesamter Kultursektor über kurz oder lang nur noch dazu dient, Werbung für Produkte zu machen.

    Übrigens: Auch ich habe ein Buch geschrieben, für das ich einen Verlag oder eine Veröffentlichungsmöglichkeit suche. Es ist ein Verschwörungsroman aus dem Raumfahrtmillieu mit dem Titel „Red Bullet“. Die, die das Buch bislang gelesen haben, waren begeistert. Eine Leseprobe kann man hier lesen: http://www.neobooks.com/werk/11581-red-bullet.html

    Ich habe an dem Buch zwei Jahre gearbeitet. Deshalb möchte ich es nicht verschenken.

  18. Das ist mir ein Rätsel: Der Verlag sagt 41 Seiten geschätzt. Es sind etwa 90.000 Zeichen, nach meiner Vorstellung sind das eher ein paar Taschenbuchseiten mehr.

  19. Hallo Herr Pantelouris,

    ich will’s mal versuchen, aus meiner persönlichen Sicht heraus zu erklären: Ich würde bzw. werde Ihr Buch voraussichtlich nicht kaufen, weil mir die 5,99€ dafür zu teuer erscheinen. Paradoxerweise hätte ich das Buch allerdings mitfinanziert, wenn Sie es z.B. auf Kickstarter.com als Projekt eingestellt hätten, vielleicht sogar mit mehr Geld (insbesondere, wenn das Buch unter eine offene Lizenz gestellt würde).

    Der Grund hierfür ist hauptsächlich der, dass mir die Schaffung von Allgemeingut etwas wert it, oft sogar mehr als das einzelne Werk selbst mir wert wäre. D.h. auch wenn mich das Thema selbst nicht so wahnsinnig interessieren würde, wäre es mir die Idee und die Haltung (öffentliches Teilen und Zugänglichmachen) wert, es zu finanzieren.

    So allerdings ist die Haltung die, dass ich das Buch kaufe und lese, ich darf es nicht in ein eigenes Werk einbinden, weitergeben, (nichtmal verschenken) oder wasweißich damit anstellen. Auch wenn ich eigentlich gar nichts dergleichen vorhabe, ist es diese Haltung, die mich vom Kauf abhält, und eher zu alternativen Formen bringt.

  20. „Der Grund hierfür ist hauptsächlich der, dass mir die Schaffung von Allgemeingut etwas wert it, oft sogar mehr als das einzelne Werk selbst mir wert wäre.“

    ….und das führt im endeffekt dann dazu, dass sie bücher lesen, die sie nicht interessieren, musik hören, die nicht ihrem geschmack entspricht, und bilder ansehen, die sie scheusslich finden, alles nur der ideologie wegen ?? welche beeindruckende opferbereitschaft , lol !!!

  21. Nein, aber es führt dazu, dass ich ggf. Bücher finanziere, die ich vielleicht niemals lese. Man weiß in diesen Fällen ja normalerweise nicht, wie das Endprodukt dann aussehen wird. Das ganze hat mit Ideologie etwa so viel zu tun, wie die Förderung von, sagen wir, neuem Lehrmaterial an Schulen.

  22. „Das ganze hat mit Ideologie etwa so viel zu tun, wie die Förderung von, sagen wir, neuem Lehrmaterial an Schulen“

    gegen solche föderung wäre ja auch nichts einzuwenden.
    indem du aber sagst: ich kaufe etwas nicht WEIL ich das geschäftsmodell des urhebers nicht unterstütze, strafst du den autoren praktisch ab. du akzeptierst seine wahl nicht auf diesem wege geld verdienen zu wollen / oder zu müssen, und das obwohl dich sein buch sogar interessiert. das finde ich ideologisch….

  23. Ich mag auch keinen Fisch. Eine Menge Leute mögen Fisch, aber ich mag eben keinen. Deshalb bestelle ich nichts, wo Fisch drin ist. Außerdem mag ich kein DRM, also kaufe ich nichts, was mit DRM versehen ist. Ich mag dafür copyleft Lizenzen, und unterstütze deshalb Projekte, die darauf basieren.

    Keine Ahnung, ob das ideologisch ist, aber wenn – was ist dann so schlecht daran?

  24. „Ich hätte aber trotzdem gerne Geld für mein Buch. Das war echt Arbeit.“ Eine Mutter, die ein Kind erzieht und vielleicht gleichzeitig noch die kranke Oma pflegt, hätte auch gerne Geld. Oder generell die vielen Millionen Leute, die jeden Tag Milliarden an ehrenamtlicher gemeinnütziger (und damit Wohlstand schaffender) Arbeit verrichten, hätten auch alle gerne Geld. Das ist nämlich auch alles echt Arbeit. Und interessiert trotzdem niemanden.
    Also schreib eben dein Buch oder lass es sein – ganz wie du willst. Wenn dir jemand dafür Geld geben möchte – umso besser. Aber bitte heule uns nicht die Ohren voll. Danke.

  25. Knihihi. Ich weiß, du trollst wahrscheinlich nur, aber das ist auf so vielen Metaebenen lustig, dass ich nicht anders kann, als es nicht zu ignorieren. Super!

  26. ohoh… jetzt wird der enterhaken geschwungen…;-/)

    „Eine Mutter, die ein Kind erzieht und vielleicht gleichzeitig noch die kranke Oma pflegt, hätte auch gerne Geld. …..“usw

    jetzt mal ganz konkret: machst du ehrenamtliche arbeit ? oder ist das jetzt nur so ein phrasen-blowout wie bei den etablierten parteien ?? (ist ne ernste frage….)

  27. Zunächst mal funktioniert unsere Marktwirtschaft so, dass man ein Geschäftsmodell haben muss, wenn man Geld verdienen möchte. Wenn eBooks fast zum Nulltarif kopiert und verbreitet werden können (und wenn wir uns einig sind, dass wir keinen Überwachungsstaat wollen), funktionieren bestimmte Geschäftsmodelle eben heutzutage nicht mehr. Dann muss man sich eben neue ausdenken. Das ist aber nicht Aufgabe der Parteien oder des Staates, sondern derjenigen, die Geld verdienen wollen.

  28. Danke für den Artikel! Na gut, er hätte besser redigiert sein können, oder sich auf ein Thema konzentrieren statt verschiedene wirr zu mixen. Aber er macht mal eine authentische und konkrete Autorenperspektive deutlich, und das ist in Zeiten, in denen Tatort-Autoren über Dinge schreiben, mit denen sie als Tatort-Autoren nie in Berührung kommen (nämlich Märkte mit mehreren Käufern), schon viel wert.

    Auf der Vertriebsebene würde ich dazu raten, zumindest zusätzlich eine Hardcopy-Version „on demand“ zu vermarkten – vorausgesetzt der Campus-Verlag hat sich nicht schon alle möglichen Rechte exklusiv übertragen lassen (in dem Fall kann niemand mehr helfen, und die obigen Fragen sind bloß eine rhetorische Finte). Aber wenn nicht, dann käme auch in Betracht, die Arbeit, die in dem Buch steckt, durch eine der vier folgenden Möglichkeiten bezahlen zu lassen:
    1. Ein Sponsor gesucht wird, der das Buch verbreitet sehen möchte, weil es wichtige Informationen oder genehme Meinungen transportiert. Das könnte eine unabhängige Stiftung sein, ein Unternehmen, oder, in diesem Fall naheliegend, eine griechische Organisation, vielleicht der Botschafter? Andere politische Einrichtungen kämen ebenfalls in Betracht, etwa eine Partei, eine Regierung, ein EU-Fördertopf oder z.B. die Bundeszentrale für politische Bildung. Der Sponsor dürfte dann sein Logo in das Buch drucken und ein Grußwort schreiben, warum er es toll findet.
    2. Werbung auf Internetseiten zum kostenlosen Download geschaltet wird (US-Rapper sollen bei Megaupload ihre eigenen Werke eingestellt haben, um auf diese Weise Geld zu verdienen).
    3. Häppchenweiser Verkauf an Zeitungen oder Zeitschriften, quasi als Fortsetzungsroman. (Vorausgesetzt, das Buch ist nicht bereits eine Zusammensetzung von Zeitungs- oder Blogartikeln. Andererseits: Warum sollte das nicht nochmal ein Verleger drucken wollen, wenn es gut ist?)
    4. Spenden von Lesern: Die Chancen halte ich hier nicht für allzu schlecht, da das Buch womöglich exklusive Infos enthält und eine politische Stoßrichtung hat, für die viele Leute große Dankbarkeit (und Spendenbereitschaft) aufbringen könnten.
    Ich persönlich muss sagen, dass ich 6 Euro für 40 [oder 50, oder 60] digitale Seiten über die Griechenland-Krise zu teuer finde. Ich habe also Zweifel, ob es für mich das wert ist, was es kostet. In so einem Fall pflege ich – auch an der Käsetheke – von einem Kauf eher Abstand zu nehmen und mich stattdessen nach Möglichkeiten umzusehen, das betreffende Bedürfnis anders zu befriedigen. Mein Griechenland-Informationsbedürfnis beispielsweise wurde neben Blogs (wie Ihrem, v.a. zu Medienhetze-Themen, wenn ich mich recht entsinne) sehr gut befriedigt durch einen kostenlos downloadbaren wissenschaftlichen Aufsatz zu historischen Hintergründen, den ich mir hier zu verlinken erlaube:
    * Karl Heinz Roth: Griechenland und die Euro-Krise. In: Sozial.Geschichte Online 6 (2011), S. 156–176.
    Gerade weil ich fürchte, dass Ihr Büchlein für mich nicht den verlangten Preis wert ist (was nur bedeutet, dass ich es nicht zu diesem Preis kaufen möchte), könnte ich mir vorstellen, dass Leser, die die Höhe ihrer Spenden selbst festlegen könnten, dem Buch nach Lektüre ein individuelles Preisschild aufkleben würden und damit zur Kasse gehen. Wichtig ist dann, dass sie diese Kasse auch finden.

    Kurze Stichpunkte:
    – Wenn die Piraten eine Kultur sind (die es auch in anderen Parteien gibt), dann sollte man von ihnen keine vorgegebene politische Richtung erwarten. Sie wollen m.E. weniger dafür gewählt werden, dass sie eine bestimmte Position repräsentieren (der man zustimmen kann oder nicht), sondern eher dafür, dass sie für einen bestimmten Politikstil (eine Kultur, wenn Sie so wollen) stehen.
    – Ich bin kein Pirat, spreche nicht für Piraten und verantworte nicht deren Positionen.
    – Ich glaube nicht, dass Gregor (20:51h) einfach ein Troll ist. Mehr dazu in meinem Blog.

  29. Und noch ein Stichpunkt, leider vergessen:
    – Glauben Sie, dass Ihr E-Book in einer öffentlichen Bibliothek verfügbar sein wird? Wenn nicht, ist es dann nicht der wissenschaftlichen Weiterverarbeitung entzogen?

  30. Danke schön! Das ist alles sehr spannend. Ich muss ehrlich sagen, dass ich all die Anregungen, die sich mit „Spenden“ beschäftigen, für total unrealistisch halte. Ich habe zum Beispiel auf diesem Blog Flattr-Buttons und verdiene mit Artikeln im Durchschnitt glaube ich etwa 2,30 Euro. Nun mag Flattr nicht optimal sein, aber an diese viel beschworene Spendenbereitschaft glaube ich nicht. Ich möchte eigentlich auch gerade nicht von Organisationen gesponsert werden, denen meine Meinung gerade genehm ist. Ich glaube, das ist eine Aufgabe, die einen Verleger braucht. Und wie die Geld verdienen sollen ist damit ja nicht geklärt (zumindest jetzt im Bereich der theoretischen Diskussion. In der Realität verdienen immer noch viele Verleger viel Geld, klar). Und zum Wert: Mein Buch „Werde das, was zu dir passt“ hat (in meinem Manuskript hier, das ist nicht die endredigierte Fassung) 226.000 Zeichen und kostet 13 Euro oder so und verkauft sich ganz gut, ohne dass sich Leute beschweren, dass es zu kurz ist. 6 Euro für 90.000 Zeichen finde ich da nicht so weit von weg (allerdings kann man das eBook nicht in den Schrank stellen). Ich kann aber ehrlicherweise nicht sagen, was es nun wert sein sollte. Ich bin nicht unglücklich, dass es einen Tick teurer ist als eine Packung Zigaretten, aber vielleicht ist es tatsächlich zu teuer.

    Wie das mit Bibliotheken gehandhabt wird weiß ich nicht. Aber die Vorstellung, es würde „wissenschaftlich weiterverarbeitet“ macht mir gerade irre gute Laune.

  31. Sorry, vielleicht habe ich das mit dem „zu teuer“ nicht ganz so drastisch gemeint. Ich habe mir gerade überlegt, dass ich die 6,- € zahlen würde, wenn ich wüsste, dass die zu 100% Ihnen zugute kommen, und im Gegenzug das Buch dann auch tatsächlich mir „gehört“, d.h. mir in einem Format zur Verfügung steht, welches kein DRM beinhaltet und mir erlaubt, den Inhalt (meinetwegen nur nicht-kommerziell) so zu nutzen, wie ich möchte. Beides ist leider nicht der Fall. Und da ich den Verleger nicht bezahlen möchte, weil der eigentlich für mich nichts getan hat (ich bin hier auf das Buch aufmerksam geworden, und mir gefällt der Autor, nicht der Verlag) spende ich jetzt lieber was über Flattr. Direkt spenden geht dort nämlich doch.

  32. Das ist mir ein Rätsel: Der Verlag sagt 41 Seiten geschätzt. Es sind etwa 90.000 Zeichen, nach meiner Vorstellung sind das eher ein paar Taschenbuchseiten mehr.

    Die Seitenzahl stammt nicht vom Verlag, ich habe auch als Selbstverlegerin so eine Schätzung serviert bekommen. Laut Amazon-Support ist das eine automatische Schätzung, die von der kleinsten Schriftgröße in einem bestimmten Kindle-Gerät ausgeht. (Bei mir war die Schätzung am Anfang noch ungünstiger, weil ich bei der Schriftgröße was falsch eingestellt hatte.)

    Unter normalen Umständen hat die automatische Schätzung hat immerhin den Vorteil, dass man die Länge von E-Books einigermaßen vergleichen kann. Besser wäre es, man müsste beim Upload die Zahl der Zeichen angeben, wie es manche Autoren sowieso in der Kurzbeschreibung tun.

    Sehr lästig finde ich allerdings, dass bei vielen E-Books eine Seitenzahl der Printausgabe steht, auch wenn es keine Printausgabe gibt. Vielleicht magst Du Dich ja anschließen und Dich bei Amazon beschweren.

  33. Es ist schon interessant, schweifen wir mal eben zur Software ab:

    Ich nutze intensiv Opensource Software. Ich kaufe aber genauso kommerzielle Software. Ich lehne es ab Raubkopien überteuerter Software wie „Ph…shop“ oder „MS-Off…“ zu installieren, lieber verzichte ich dann auf die Software und suche/nutze Alternativen.
    Soll heissen die Neunziger sind vorbei und die Vertriebsmodelle sind vielseitiger geworden. In vielen Fällen wird Opensource durch Firmen oder Organisationen mitfinanziert, in anderen Fällen steckt auch Idealismus dahinter. Letztlich bin ich dafür dass ein jeder Programmierer auf irgendeinem Weg sein persönliches Benefit erzielen muss. Dahinter steckt eine LEISTUNG!

    Zurück zum Buch:

    Seit kurzem besitze ich einen eBook Reader der ePub Bücher darstellen kann. Ich ärgere mich aber über die extreme Gängelung mit dem DRM Schutz. Es müssen mehrere Accounts angelegt werden und der Neuling wird mit Regeln eingeschränkt in seinen Rechten am gekauften Werk. Bei Amazon ersteht der Kunde, wie auch bei so mancher Software üblich, nur das Recht zur Nutzung, nicht zu besitzen. Ich kann nur jedem empfehlen den DRM Schutz zu entfernen. Aber nicht um Bücher zu vervielfältigen und weiterzugeben, vielmehr um Sie auch Morgen noch auf allen Geräten und nicht nur denen eines Herstellers lesen zu können. Ich habe dazu einen Artikel verfasst: http://www.efoxy.de/2011/ebook-reader-in-der-praxis-und-das-drama-mit-dem-sony-ebook-reader-prs-t1/
    Natürlich würde ich das nie tun, nur empfehlen, denn ich käme ja hinter Gitter ohne über Los zu gehen 😉

    Piraten und Geschäftsmodelle

    Ich gebe zu, ich habe den Piraten bereits meine Stimme gegeben und werde es vielleicht wieder tun. Vieles ist unklar oder unscharf. Alleine die Angst der etablierten Parteien erinnert mich an den Start der Grünen. Damals gab es keine Umweltminister. Heute gibt es so einige dringend notwendige Fachressorts nicht… Zudem fällt wohl vielen Sympathisanten der Piraten aus dem IT Umfeld auf, wie ahnungslos die Politiker in Computer-/Internetfragen sind. Das legt die Vermutung nahe dass das auch auf anderen Gebieten so ist. Und wer will sich von ahnungslosen und oft ignoranten Generalisten regieren lassen, bzw den einflüsternden Lobbyisten.

    DENNOCH

    Wer ein Buch schreibt steckt eine Menge Arbeit in das Projekt. Wie jede Arbeit besteht ein Recht darauf, dass der Author selbst entscheiden kann ob und wie er das ganze monetarisieren will. Flattr bestätigt unbedingt die Zweifel am Spendenmodell. Erst lesen, dann zahlen … es steht dem Author frei es zu tun. Ich zweifle am Erfolg.
    Persönlich würde ich sogar gerne auf so manche Werbung verzichten und für Produkte einen Mehrpreis bezahlen. In der Folge würden die Produkte dennoch billiger werden da die Werbung weniger Etat verschlingt. Die Folge wäre die Vergangenheit … Der Kunde bezahlt was er konsumiert. Fakt heute, der Kunde muss sich jeden Werbemüll ansehen und bezahlt die ganze Show querfinanziert mit. Da kann man sich trefflich streiten was besser ist, ich sehe eben lieber Arte als RTL2…

    Die gesamte Diskussion trifft auch auf Bücher und Filme zu. Warum muss alles kostenlos sein? Alleine der Respekt vor dem geistigen und finanziellen Invest der Schaffenden scheint verloren gegangen?

    Vorstellungen zu Preis und Wert sind spätestens seit der Konsumgüterschwemme dahin. Eine ganze Generation glaubt inzwischen die Welt sei kostenlos … um dann doch auf knallharte Geschäftsmodelle reinzufallen.

    Die prickelnden Finanzierungvorschläge einiger Postings kann ich nicht nachvollziehen. Entweder es handelt sich um crowdsourced Modelle auf Spendenbasis (Abteilung Flattr) .. oder es sind Finanzierungen die dann doch wieder Umsatz erfordern. Also in die Tasche gelogen würde ich sagen…

    so long … und danke für den Fisch

  34. Bei Amazon ersteht der Kunde, wie auch bei so mancher Software üblich, nur das Recht zur Nutzung, nicht zu besitzen. Ich kann nur jedem empfehlen den DRM Schutz zu entfernen.

    Amazon bietet auch die Möglichkeit an, ohne DRM zu veröffentlichen, aber dann ist die Datei trotzdem im Mobi-Format und nicht Epub.

  35. Ich seh da immer einen Fehler beim denkansatz, immer wieder geht es darum ähm das kann ja digital ja dann jeder lesen?
    Das geht auf papier doch auch schon, bücher kann man ausleihen. ging schon immer. und dann hat das Buch einen neuen leser, ohne das der Texter dafür geld bekommt.
    Okay ich geb zu ein digitales Ausleihen ist schwierig, sollte aber umsetzbar sein.
    Und auch wenns schwer fällt, einfach auch mal ans gute im Menschen glauben, wenn genügend Ihre Texte gutfinden, dann werden auch viele dafür gern bezahlen. Bezahlen für ein Buch ist aus meiner sicht ja immer auch hoffen das der Author noch mehr schreibt.

  36. Ahhh Amazon Update 2.0. :o).
    Danke Dir.
    Das muss kürzlich passiert sein?

    Löst es auch das Problem des Eigentums am erworbenen Buch? Ansonsten bliebe Amazon die teuerste Leihbücherei der Welt…

    Formate lassen sich ja konvertieren .. Calibre.

  37. Jan Richter, ist das ein Test? Falls es ernst gemeint ist: ein Papier-Buch kann ich ein mal weiterverleihen. Und danach erst wieder. Ein digitales Werk millionenfach gleichzeitig – was sicher eher Songs von Lady Gaga betrifft als mein Buch, aber ich glaube, diese Tatsache entkräftet ein bisschen deinen Vorwurf eines Denkfehlers.

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