Geduld mit Rainer Brüderle

Die Geduld mit Griechenland geht zuende, jedenfalls bei dem Fraktionsvorsitzenden der Regierungspartei FDP, Rainer Brüderle (Selbstbeschreibung: Häuptling Silberlocke mit dem iPad).

„Die Berichte aus Griechenland lassen einen wirklich an der Reformfähigkeit des Landes zweifeln“

sagt er laut Spiegel Online.

Nun bleibt es dabei, dass Griechenland erstens das härteste Sparpaket der jüngeren Geschichte mit großem „Erfolg“ durchführt (das Primärdefizit ist dramatisch gesunken, also das, was die Angebots-Ökonomen á la Brüderle angeblich wollen). Was nicht eingetreten ist, ist die zweite sichere Annahme Brüderles: Trotz aller Sparbemühungen ist nicht der Heiland in Form eines Euros scheißenden Schweizer Bankkontotieres der Ägäis entstiegen um die Griechen von ihren Sünden zu befreien, was bei Brüderle die Vermutung bestätigt, der liebe Gott und die Märkte hätten die griechischen Sünden noch nicht vergeben und die Strafe müsse weitergehen. Oder, um es normal zu sagen für alle, die nicht in der FDP sind und deshalb am Konzept „Realität“ festhalten können: Wie jeder Kommentator, der bei Trost ist (ich schließe mich hier mutig mit ein) vorhergesagt hat, sind die Vorgaben an die griechische Regierung von keiner Regierung der Welt zu erfüllen. Es ist unmöglich. Brüderle verliert die Geduld mit der Tatsache, dass sich die Welt den Vorstellungen in seinem Kopf nicht anpassen will. Das ist ein phänomenales Konzept zumindest in der Kommunikation: Es gibt ja niemanden, der ihn daran hindert.

Dabei hat Spiegel Online seit Wochen pausenlos Reporteagen aus den entlegensten Winkeln Griechenlands auf der Seite. Jeden einzelnen Tag wird dort anschaulich beschrieben, unter welchen Härten die Bevölkerung leidet (weil es so großartig ist möchte ich an dieser Stelle trotzdem vor allem auf die grandiose Arbeit von Peter Praschl hinweisen, der die Berichte verschiedener Medien zusammengetragen hat). Was fehlt ist allerdings der offensive Mut, einmal das Offensichtliche auszusprechen: Die Berichte aus Griechenland über die unerträgliche Not der Bevölkerung lassen nicht an der Reformfähigkeit zweifeln (die Leidensfähigkeit übersteigt offensichtlich um ein Vielfaches alles, was in Deutschland durchsetzbar wäre), sie sollten jeden Menschen daran zweifeln lassen, dass diese „Reformen“ funktionieren. Jedenfalls die Menschen, die das nicht längst wussten, weil sie sich für Wirtschaftspolitik in der so genannten „Realität“ interessieren. Dieses Programm, das Brüderle da vertritt, ist direkt verantwortlich für den Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft, sie wird verantwortlich sein für den der spanischen und portugiesichen. Irland und Italien werden ebenfalls lange leiden. Brüderle ist direkt verantwortlich dafür, dass Kinder hungern. Ich verliere die Geduld mit ihm.

Weil ich weiß, welche Einwände jetzt kommen: Nein, „die Griechen“ sind nicht selbst schuld. Die Probleme der Weltwirtschaft sind direkt verursacht von zockenden Bankern (zum Verhältnis: der Markt mit Credit Default Swaps, diesen sinnlosen Verischerungen, die jeder auf fremde Kredite abschließen und sie dadurch auch noch in den Default treiben kann, hat ein Volumen von 60 Billionen Dollar im Jahr. Das ist das BIP der Welt. Der Markt mit Derrivaten, zu denen auch die toxischen CDO gehören, die als eine Art private Nebenwährung die Katastrophe begründet haben, beträgt ZEHNMAL das BIP der Welt. Wer mir erzählen will, die Länder, die durch ihre Bankenrettung plötzlich in den Zinsstrudel geraten sind hätten Fehler gemacht, die so groß waren, dass man deshalb ihre Kinder hungern lassen muss, der hat ganz einfach keine Ahnung von dieser Krise. Abgesehen davon, dass seine moralischen Maßstäbe, freundlich gesagt, nicht ordentlich justiert sind).

Ich frage mich, wann die beiden Seiten in den Medien endlich zusammenfinden: Diese Krise könnte morgen beendet sein. Diejenigen, die das verhindern, darunter unsere Kanzlerin aus falsch verstandenem Hegemonialstreben und, für mich noch schlimmer, die Bankenlobby in Form der FDP, sind schuld an dem Leiden von Abermillionen.

13 Antworten auf „Geduld mit Rainer Brüderle“

  1. Wie immer prima. Eine kleine Anmerkung habe ich: Bin über die irrwitzige Zahl von 60 Billionen gestolpert, wollte das sofort in die Welt hinaus twittern und habe dann doch nochmal nach einer zweiten Quelle gesucht.

    Das Einzige, was ich auf die Schnelle gefunden habe, waren Artikel, die sich auf das Jahr 2007 beziehen. Das Handelsblatt schrieb 2009: „Das Volumen am Markt für Credit Default Swaps ist von 65 Billionen US-Dollar im Jahr 2007 auf zuletzt nur noch knapp 30 Billionen US-Dollar geschrumpft.“
    (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/clearing-banken-steigen-in-abwicklung-von-kreditderivaten-ein-seite-2/3175058-2.html)

    Nun weiß ich nicht, wie sich diese Zahl seitdem entwickelt hat. Vielleicht hat sich der Trend ja auch umgekehrt und das Volumen ist wieder gestiegen. Hast du aktuellere Zahlen?

  2. Wäre es denkbar, dass sich der Vorwurf der mangelnden Reformfähigkeit auf ein beklagenswertes Maß an Verwaltungs-Chaos und verwickelter Bürokratie bezieht? Dass griechische Behörden Fördermittel der EU nicht abrufen, dass Hilfsgelder wegen vieler Amtsschimmel nicht in Griechenland ankommen, war ja heute auch ein Thema.

  3. Schöner zorniger Artikel 😉

    @Theo
    Naja, aber auch da ist es doch viel zu einfach zu sagen, dass die Griechen zu dumm, faul oder unfähig sind.
    Soweit ich weiß, sind die meisten EU-Gelder lediglich Zuschüsse zu bestimmten Projekten, die Griechenland auch nicht zum Teil finanzieren kann. Und Änderungen in der Verwaltung brauchen nun mal mehr Zeit als ne simple Steuererhöhung, zudem wurden doch zigtausend Beamte gerade entweder rausgeworfen und dem Rest das Gehalt gekürzt. Selbst in deutschen Behörden bricht bei einem neuen Computersystem doch schon Chaos aus, das repariert sich nicht so fix von selbst.
    Und auch nochmal anknüpfend an den Artikel. Es ist eigentlich fürchterlich wurscht, ob Griechenland (höchstwahrscheinlich) unfähig Politiker oder korrupte Beamten hat. Alles kein Grund, die Wirtschaft so platt zu machen, dass Kinder hungern, Obdachlosenraten in die Höhe steigen oder das Gesundheitssystem zusammenklappt.

  4. @Theo: Auch deutsche Behörden rufen nicht alle Fördermittel ab. Und auch in Deutschland gibt es zahllose Infrastrukturprojekte, die jahre-, gar jahrzehntelang verzögert sind. Das ist kein spezifisches Problem Griechenlands.

    Nun kann man sagen „Die Griechen sind aber noch unorganisierter als wir und wollten trotzdem nicht unsere Hilfe bei der Reorganisation.“
    Da kann ich nur fragen, ob du dir von jemanden helfen lassen würdest, der dir täglich sagt, wie faul, inkompetent, reformunwillig und schlecht du bist.

    @Michalis

    In den meisten Punkten, was Griechenland, die Krise und die europäischen Reaktionen darauf betreffen, gebe ich dir Recht. Was CDS, CDO, Banken und Derivate und ihre angebliche Rolle als Krisenverursacher angeht, nicht.

    1. CDS haben „nur“ ein Marktvolumen von netto 384 Milliarden Dollar (Marktstatistik der BIZ: http://www.bis.org/statistics/otcder/dt13.pdf). Das ist ein relativ kleines Volumen, relativ zu den ausstehenden Krediten. Selbst Brutto beträgt das Volumen nur 29 Billionen. Der Großteil der Swaps sind Zinsswaps, brutto sinds da sogar 400 Billionen. Das mag dir egal sein – eine Argumentation wird mit korrekten Argumenten jedoch schlagkräftiger.

    2. CDS lösen keine Staatspleite aus. Denn erstens folgten die Versicherungsprämien nur den Risikoaufschlägen für die Staatsanleihen und liefen ihnen nicht voraus. Erst kamen die höheren Zinsen, dann die höheren Prämien. Und zweitens sind CDS ein freier Markt. Wenn ich als Verkäufer sehe, dass die Prämien für Versicherungen nach oben gehe und komme zu der Erkenntnis, dass die Prämien höher sind als das Risiko, dann verkaufe ich Versicherungen. Und zwar solange, bis die Prämien auf ein Niveau sinken, das dem Risiko entspricht. Offensichtlich gibt es aber im Falle Griechenlands keine Verkäufer, die den Verkauf von Versicherungen für griechische Schulden für ein gutes Geschäft halten. Das magst du verwerflich halten – aber es ist doch noch jedem selbst überlassen, worauf er spekuliert.

    3. CDOs sind nicht wirklich Derivate, sondern strukturierte Produkte. Ein CDO besteht immer aus einem Portfolio von emittierten fest- oder variabel verzinsten Wertpapieren. Wenn du und ich einen Kredit aufnehmen, die Bank beide zusammenpackt und als CDO verkauft, dann ist das ein Produkt aus der Realwirtschaft und kein virtuelles Kasinoprodukt, das den Wert des Welt-BIP übersteigt. Es kann CDOs maximal mit dem Volumen aller weltweit ausstehenden Kredite geben.

    4. Es ist etwas zu simpel, die Probleme der Weltwirtschaft auf zockende Banken zu schieben. Da gibts noch zahlreiche andere Probleme. Z.B. den Fakt, dass Preise nicht die wahren Kosten widerspiegeln. Die durch Gewerkschaftsunterdrückung und Umweltdumping künstlich niedrigen chinesischen Preise werden nirgendwo mit Zöllen neutralisiert, so dass sich eine enorme Verlagerung von Produktionskapazitäten nach China (und ähnlichen Ländern) ergab, die es bei Preisen, die alle Kosten widerspiegeln, nie gegeben hätte.

    Dass Griechenland unbedingt in den Euro musste, ist auch nicht die Schuld der Banken. Griechenland hatte das perfekte Vorbild vor Augen. Sie hatten sehen können, was mit der DDR passierte, als die DM eingeführt wurde. Die DDR-Wirtschaft brach unter der DM zusammen. Und jedem hätte klar sein können, dass Griechenland das gleiche passiert. Wie soll es auch anders sein? Wenn in Griechenland dank gleicher Währung die gleichen Preise wie in Deutschland zu zahlen sind, die Wirtschaft aber nur ein Viertel der Produktivität erreicht, kann das NIE klappen.

  5. „Brüderle ist direkt verantwortlich dafür, dass Kinder hungern.“
    Also gäbe es ohne ihn keine hungernden Kinder in Griechenland?

  6. @Simon: Sorry für die späte Antwort, ich sitze auf einer griechischen Insel und komme (und will) selten wirklich ins Netz. Die Zahlen sind natürlich die direkt vor der Krise und der Einfachheit halber in aller Unschärfe aus dem Krugman-Buch abgeschrieben (End this Depression now).

    @ Dieter: Sorry für die Kürze im Voraus: Die Entwicklung hat gezeigt, dass die exorbitanten Steigerungen der griechischen Kreditzinsen (und wir sind uns sicher einig, dass die Zinsen das Problem sind und nicht die absolute Höhe der Schulden) in ihrer Entwicklung den Preisen für CDS gefolgt sind. D.h. auch wenn bei (d)einer sachlichen Analyse der Zahlen die Notwendigkeit nicht bestanden hätte, haben die Investoren die Preise der CDS direkt als Indikator benutzt und so haben die CDS GR tatsächlich in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Und ebenfalls bei Krugman (s.o.) oder noch schöner bei Varoufakis (Der Globale Minotaurus) ist (für mich) extrem plausibel beschrieben, wie die „globale Privatwährung“ CDO (Varoufakis), die als Sicherheiten beim „Shadow Banking“ (Krugman) genutzt wurden, zum Bankrott der Banken (bzw. zur Kreditklemme) geführt haben und so zur Bankenrettung führten (Auslöser für die Staatsschuldenkrise).

  7. Danke für deine Antwort. Das Buch von Krugman liegt schon viel zu lange ungelesen in meinem Regal. Vielleicht nehme ich das als Anlass, endlich mal damit anzufangen. Vielleicht 😉

    Ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Schau am besten gar nicht mehr in dieses Internet und erhol dich gut!

  8. Lieber Michalis

    vielem in den Blog-Eintraegen ist zuzustimmen. Insgesamt gesehen ist jedoch die Darstellungsweise zu einseitig.

    Mir ist, als (gefuehltem) Halb-Griechen, seit 12 Jahren in Thessaloniki, in der Kommentierung der Lage die IMMENSE Notwendigkeit zu grundlegenden Reformen in Griechenland zu schwach dargestellt. Unabhaengig von Auflagen aus dem Ausland und der europaeischen Entwicklung der letzten 5 Jahre. In ALLEN Bereichen. Allgemein sieht das auch die grosse Mehrheit der Griechen so. Natuerlich will nur keine Bevoelkerungsgruppe sich dafuer bereit erklaeren, bei sich anzufangen, also wird immer wieder horizontal gekuerzt. Das bestehende System (aller ! Parteien und der mit Ihnen verbundenen Lobby-Gruppen) wiederum ist zu sehr verzahnt mit der Entwicklung Griechenlands der letzten 3 Jahrzehnte, um den Fallstricken dieses Systems zu entkommen.
    Auch deswegen hat sich leider bisher in Griechenland NUR dann etwas bewegt, wenn der Druck aus Bruessel zu gross wurde, alles andere war Theater (Hoehepunkt in der Antike, Kurzform heute θα, και θα, και θα, ernster Gesichtsausdruck). DAS hat vor 2 Jahren das europaeische Ausland auf einmal verstanden, welches erstmal wie ein kleines Kind beleidigt war, weil auch die eigene Einfalt sichtbar wurde („So geht das nicht“, der „deutsche Steuerzahler“). Nur sind Staatsgebilde aufgrund Ihrer Konstruktion laenger nachtragend als Individuen. Was wiederum sehr mit den Medien zusammenhaengt. (Danke fuer den link zur FAZ, einem ungewohnt nicht einseitigen Artikel ueber die Rolle der Medien. )

    Doch gehen wir 1 Schritt weiter: Wie kommt man da wieder raus, ohne nur ueber die unmenschlichen Massnahmen und die nationalen Eigenheiten rumzudiskutieren? Viel zu viel Zeit ist vergangen, und das ist mit einer der Gruende ueber den Zorn der Buerger.

    3 wesentliche Punkte:

    1. Wir, die Griechen, als politische Demokratie, haben es bis heute nicht geschafft, die Zuegel selbst in die Hand zu nehmen, und von uns aus Entscheidungen zu treffen. Das heisst, sie dann auch umzusetzen. Somit bleiben wir Gejagte.
    Die griechischen Buerger muessen entscheiden, wo Sie stehen wollen in 10 Jahren. Hierfuer brauchen sie eine Vision. Und dann den Weg.

    2. Es war sehr enttaeuschend zu sehen, wie sich immer mehr Splittergruppen herausbildeten, sobald die Auswirkungen der Krise schaerfer wurden (die Geschichte liefert viele haessliche Beispiele von Konsequenzen einer solchen Entwicklung). Die Egoismen MUESSEN ueberkommen werden. Es ist notwendig, dass sich die Mehrheit der Buerger geschlossen und fuer einen gewissen Zeitraum hinter eine innere Erneuerung stellt.

    3. Eine wirkliche, schnelle und umgreifende Aenderung, welche auch in den Herzen und Koepfen ankommt und akzeptiert wird, ist ueber das bestehende Parteiensystem vermutlich nicht moeglich. Die Mehrheit stimmt darin ueberein, dass den Personen, welche die Parteienlandschaft praegen, nicht das Vertrauen zu schenken ist (Umfragen werden natuerlich anderes belegen !). Zu Recht: Aendern sich ploetzlich die Menschen charakterlich mit 30, mit 50, mit 65? Die Jungen ERWARTEN und WOLLEN aber etwas Anderes. Die Alten MUESSEN mitziehen.

    Somit bleibt nur eine Art streng ueberparteilicher Regierung, welche die Geschaefte fuehrt, welche ein Konzept aufstellt, dieses sich von den Buergern legitimieren laesst und umsetzt. Nach Ablauf einer Frist von 5 Jahren und vielleicht mehr zieht man Bilanz.

    Medien, Verbaende und Gewerkschaften sollen dieses Konzept mittragen, denn ansonsten ist es zum Scheitern verurteilt.

    Das heisst nicht Gleichschaltung oder Verhinderung von Kritik, sondern Vereinigung der positiven und kreativen Kraefte fuer das Gesamtwohl. Das heisst, das Heft in die Hand nehmen. Nur das heisst Patriotismus. Alles andere ist Rumgequatsche, Rumgeeiere und Verhinderungstaktik, von vielen Seiten, aus verschiedenen Gruenden.

  9. Da bist du dir mit all den Millionen Griechen einig, die dafür auf die Strasse gehen. Mit mir auch. Warum muss ich das dauernd darstellen?

  10. Was sich mir vollkommen verschleiert..
    Wenn man sich mal die Berichterstattung anschaut.

    Katastrophenmeldungen aus Südeuropa.
    Im Gegensatz dazu die „uns geht es doch noch gut“-Berichterstattung in allen deutschen Medien,in England oder in Frankreich.Aber wenn man sich mal die Zahlen anschaut sieht die Sache überall katastrophal aus.

    Nur mal so eine Frage in die Runde:Weiss eigentlich jemand das es in Super-Aufschwungs-XXL-Deutschland bereits jetzt so aussieht:

    http://meta.tagesschau.de/id/62362/bundestafeltreffen-viele-menschen-brauchen-lebensmittelspenden

    In Spanien sind es ungefähr eine halbe Millionen Menschen die täglich zu den Suppenküchen gehen,in den USA leben mittlerweile 46 Millionen Menschen von den Fod-Stamps(Lebensmittelkarten).

    @Herr Pantelouris

    Gibt es Statistiken aus Griechenland?Wie viele Menschen in Hellas gehen täglich zu den Armenspeisungen?Das würde mich einmal interessieren.

    Ich habe letztens gelesen das es in Griechenland (laut OECD) im Jahre 2012 etwa 20.000 Obdachlose gibt.In Deutschland sind es bereits über eine halbe Millionen.

    Ich denke das die Systemmedien da nach einem gewissen Schema vorgehen.Die Menschen in den grossen nördlichen Ländern (also England,Frankreich und vor allen dingen Deutschland) sollen durch die Katastrophen-Nachrichten aus dem Süden ruhig gehalten werden.Solange es noch geht.Obwohl es Ihnen nicht sehr viel besser (trotz „XXL-Aufschwung“) als den Südeuropäern ergeht.Auch in Deutschland sieht die Sache katastrophal aus.Es sind nicht nur die 1,5 Millionen Menschen die täglich zu den Armenspeisungen gehen oder die knapp 600.000 Obdachlosen.Die Zahl der Menschen die trotz Arbeit ein elendes Leben fristen steigt und steigt:

    http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-03/niedriglohn-junge-arbeitnehmer

    30% aller deutschen,jugendlichen Arbeitnehmern erhält nicht einmal Mindestlohn!Aber wir reden täglich NUR von den 40-50% Jugendarbeitslosigkeit in Spanien oder Griechenland?

    Da stimmt doch was nicht.

    Da die meisten Verlage und damit Massenmedien in den gleichen neoliberalen Händen sind die den ganzen Schlamassel verursacht haben wäre die ganze Show auch nicht sehr schwierig zu veranstalten.Bertelsmann(Spiegel,ZDF,ARD) Hotzbrinck(Zeit,Handelsblatt),Springer(Bild,Welt) werden ihre Klientel (Banken und Grossindustrie) mit aller macht verteidigen (genau so wie die Murdoch-/und Berlusconi-Medien etc in Europa/USA),und die Südeuropäer als einerseits „Faul und Böse“ darstellen die jetzt „verdient leiden“ weil sie „an allem Schuld sind“ und anderseits die Nordeuropäer als die Guten,Treuen und Sparsamen denen es noch „verdient besser geht“ weil sie ja bereits vor 10 Jahren den Saft aus ihren Völkern gepresst haben (Hartz4,Lohnregulierung).

    Dahinter steckt System.Und zuletzt bleibt nur ein gefährlicher Nationalismus,nationale Schuldzuweisung statt differenzierte Untersuchung wer WIRKLICH an allem Schuld ist.

  11. Frustrierend ist, daß es keineswegs allein Brüderle oder jetzt Rösler sind, oder Merkels marktradikaler Kurs in der Eurozone. Von den inhaltlich kaum unterscheidbaren Parteien SPD und „Grünen“ gibt es keinerlei andere Meinungen.

    Unter
    spiegel.de/flash/0,5532,26253,00.html
    findet sich das, was der Spiegel als „Chronik der Griechenlandkrise“ bezeichnet.
    Darin, für heutige Flinkleser fein in Bilderchen dargestellt, findet sich nicht die wisperleiseste Kritik.
    Alle, die in Germanien ihre immergleichen Vorurteile weiter und weiter wie seit Jahren erzählen, können nach solchen „Chroniken“ genauso weitermachen.

    Der Spiegel schafft es nicht mal, darauf hinzuweisen, wie das Lohndumping seit über 10 Jahren in Deutschland, bei gleichzeitig großen Erfolgen im Export, eben auch ein weiterer Grund für die Katastrophen der Euroländer wie Griechenland, Spanien und anderen sind. Es wäre allzu leicht, noch ein Bildchen einzufügen…will aber niemand.

    Genau das brauchen die Brüderles, Röslers, Kauders, Merkels, Özdemirs und Steinmeiers, von der Leyens und Roths – daß wir ihnen letztlich glauben, und eine „Chronik“ voller Auslassungen a la Spiegel für wahr nehmen. Da sind wir grade.
    Letztlich entspricht es Brüderles Weltbild, was alle sich „Mitte“ (???) nennenden Parteien befürworten. Und nicht wenige Medien (ZEIT, Spiegel, Focus, Cicero, usw usw usw.) tun ihnen den Gefallen, von einem „Linksrutsch“ in Deutschland zu faseln. Das in Zeiten, in denen man allüberall von Intellektuellen hörte, „links und rechts, das gibt es doch nicht mehr“. Der Selbstwiderspruch (gibt kein links mehr, aber man rutscht nach links, so so!) fällt kaum noch auf… Nur noch tote „Alternativlosigkeit“ ist es, was man letztlich auch medial verkündet, man wird müde, diesen Mist überhaupt noch zu denken, den die meisten schreiben.

    Und ja – eine weniger verlogene Spiegel-Chronik, das Eingeständnis von ARD Börse, dasss „die Märkte jubeln“ (29.6.2012, ARD online) blödsinniges Gewäsch war, das Eingeständnis von „brand eins“, daß der coole Zwangsoptimismus Millionen nicht interessiert, oder das Eingeständnis von „financial times Deutschland“, daß der Lobby-Artikel in griechischer Sprache vor der letzten Wahl verlogen war – all das wären richtige Schritte.
    Würde man die Zustände im Gesundheitssystem BILD-artig schildern, nach Wochen wäre Brüderle und Rösler der feine Arzt – nicht allein, das nicht, aber es gäbe erstmals viele GegnerInnen.
    Stattdessen feixen aber neurechte Spiegel-Leser lieber über allererste Hilfsangebote, von Bernd Riexinger aus der Linkspartei, der das „care-Pakete“ nennt, weil das ein Begriff ist, den man bundesweit halbwegs positiv sieht. Aber das kann ja nur Mist sein, so schreiben sofort viele, viele Spiegel-Leser in ihren Kommentaren.
    Weil das ja, so schreibt und schmiert auch der Spiegel, schon aus Prinzip immer nur böse böse und falsch falsch und peinlich peinlich sein kann, was von der einzigen nicht-merkelnahen Partei im Bundestag kommt.
    Es ist leider nicht nur Brüderle, es ist nicht nur Rösler, der Röslers Weltbild vertritt. Insofern ist das ein realistischer, und kein zorniger Kommentar gewesen, lieber Michalis Pantelouris, und an vielen anderen Tagen seither, auch heute wieder (Rösler bei Spiegel glaube ich, ich les den Senf nicht mehr) wiederholt sich das. Statt Brüderle steht halt Rösler, und wäre die gleiche Regierung mit Namen SPD/Grüne oder CDU/Grüne dran, es würden die Namen wechseln. Sonst nichts.
    Daraus folgt – es muß sich, seit langem schon, dringend viel ändern. Weit, weit über Brüderle oder den neurechten Spiegel hinaus.

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