Was soll man eigentlich über Griechenland denken?

Dieser Text ist entstanden auf Anregung und im Auftrag von jetzt.de, die ihn tatsächlich auch in voller Länge veröffentlicht haben (allerdings leserfreundlicher in drei Teilen). Es ist mein Versuch, zumindest oberflächlich einmal zusammenzufassen, warum aus meiner Sicht Debatte und Berichterstattung über Griechenlands Schuldenkrise in eine vollkommen falsche Richtung laufen.

Steigt überhaupt noch jemand durch bei dem, was in Griechenland passiert? Da demonstrieren die Menschen und bewerfen ihre Politiker mit Obst, die Opposition verweigert sich einer „Regierung der nationalen Einheit“ und wer weiß denn schon noch, ob man dafür sein soll oder dagegen, weiter Geld in ein „Fass ohne Boden“ zu werfen? Sollen die jetzt selbst klarkommen? Oder muss man ihnen helfen, aus Solidarität oder – weil es sonst nur noch teurer kommt – sogar als Selbstschutz? Warum sagen alle so genannten Experten Dinge, die sich komplett widersprechen? Stehen wir alle vor einer Katastrophe? Und, vielleicht ist das das Wichtigste: Was will eigentlich unsere Regierung?

1. GESTERN. Wie ist Griechenland in die Krise geraten?

Griechenland ist kein armes Land, wenn man die Welt als ganzes nimmt, aber eins der ärmeren im Euro-Raum. Man könnte sagen, es hat einen kleinen, eher schwachen wirtschaftlichen Motor, und die Griechen haben es in den letzten Jahrzehnten geschafft, immer mehr Sand hinein zu streuen: Die Bürokratie ist ausgeufert, was nicht nur teuer für den Staat ist, sondern den Betrieb von Privatunternehmen schwieriger und teurer, wenn nicht sogar in machen Fällen unmöglich macht – wer ein Geschäft aufmachen wollte, brauchte nach sehr glaubwürdigen Erzählungen mindestens 34 verschiedene Genehmigungen.

Und dabei trat die nächste Pest auf den Plan: Eine grassierende Korruption, die vor allem im Bausektor und im Gesundheitswesen herrschte und teilweise auch heute noch herrscht. Aus dem uralten Brauch, einem Arzt nach der Genesung ein Geschenk zu machen, wurde die moderne Korruption von Ärzten, die vor der Behandlung erst einmal einen Umschlag mit Geld erwarteten. Ausgenommen in jedem Fall: Familienangehörige und Freunde. Man kann sagen, der normale Grieche, der weder reich war noch über besondere Beziehungen verfügte, hat schon längst kein Vertrauen mehr in irgendeine Art von Institution. Der Anteil der sogenannten Schattenwirtschaft, also des Teils des Geldflusses, von dem der Staat weder weiß noch Steuern einnimmt, lag in Griechenland zum Ende des ersten Zweitausender-Jahrzehnts wahrscheinlich rund um 40 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes (BIP). Zum Vergleich: In Deutschland sind es eher 15 Prozent. Und beim Eintreiben der Steuern versagte der Staat vor allem bei den Reichen – manche Ärzte in Athener Nobelvierteln, die in Wahrheit Einkommensmillionäre sind, versteuerten nur ein Gehalt in der Region eines Arbeiters. Es war viel Sand im Getriebe. Und dann würgte der Motor ab.

Es gibt kaum konkurrenzfähige Industrie in Griechenland. Das Land ist noch im Umbruch von einer kleinteiligen Agrar- in eine Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft, wirklich stark waren in den Jahren vor der Krise vor allem der Tourismus, die Seeschifffahrt und in Teilen die Baubranche, die ihrerseits mit dem Tourismus verknüpft ist. Das sind gleichzeitig Branchen, die extrem von der Konjunktur abhängen. Als 2008 die internationale Finanzkrise einschlug, gehörten sie zu den Sektoren, die am stärksten litten. Die Umsätze brachen ein, und das verdreckte – aber noch laufende – griechische System implodierte.

Eine Wirtschaftskrise ist für einen Staat doppelt schwierig: Seine Einnahmen werden weniger, weil weniger Steuern gezahlt werden. Gleichzeitig steigen seine Ausgaben, weil mehr Menschen arbeitslos werden. Sinnvollerweise ist eine Phase, in der die Wirtschaft schwächer wird, auch genau die Zeit, in der der Staat seine größeren Projekte anschiebt, in der er Straßen baut und Polizeiwagen anschafft, um die Folgen der Rezession abzuschwächen und vielleicht sogar Impulse für neues Wachstum zu setzen. In einer perfekten Welt, in der ein Staat für die schlechten Zeiten vorgesorgt hätte, wäre das möglich. Das denkbar schlechteste, was einem Staat in so einer Situation passieren kann, ist dass er sparen muss. Aber tatsächlich fand die gerade neu gewählte Regierung um Premierminister Georgios Papandreou bei ihrer Amtsübernahme Staatsfinanzen vor, die noch einmal viel schlechter waren, als ohnehin klar war. Die Statistiken waren mithilfe von Experten derart kreativ berechnet, dass das wahre Ausmaß des Abgrundes, vor dem die Staatsfinanzen standen, nur langsam ans Licht kam: Anfang 2010 hatte Griechenland Schulden in Höhe von 120 Prozent des BIP, ein Defizit von mehr als 13 Prozent des BIP und im Frühsommer mussten etwa zehn Prozent der Gläubiger ausgezahlt werden. Griechenland brauchte mehr als 30 Milliarden Euro.

Normalerweise leiht sich ein Staat in dieser Situation einfach das Geld, aber angesichts der schlimmen Zahlen verlangten die Banken so hohe Zinsen für die Kredite, dass sie unmöglich zu finanzieren gewesen wären. Griechenland hat seit dem Zweiten Weltkrieg jeden einzelnen Kredit pünktlich bedient, weshalb es Unsinn ist, von einer Pleite zu sprechen – aber dazu kommen wir noch. Jedenfalls kündigte Papandreou an, das Land brauche Hilfe, sonst rutsche es in eine Katastrophe. Als Gegenleistung versprach er, die Staatsfinanzen durch ein beispielloses Sparprogramm zu konsolidieren. Quer durch die Bank wurden Steuern erhöht, Renten und Gehälter im öffentlichen Dienst gekürzt und insgesamt in angemessener Panik ein Programm begonnen, das in einem Jahr die Versäumnisse von Jahrzehnten nachzuholen versuchte.

In Deutschland wurde derweil der Grundstein gelegt dafür, dass die komplexe Geschichte der griechischen Krise bis heute nicht verstanden werden kann: Bundeskanzlerin Merkel versuchte, zumindest bis zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai 2010 den Eindruck zu erwecken, Griechenland würde keine Hilfe aus Deutschland erhalten. Der „Focus“ druckte ein Titelbild, auf dem die Venus von Milo den Griechen einen Fuck-Finger zeigt, und die „Bild“ begann eine rassistisch gefärbte Hetz-Kampagne, die sich unter dem Satz „Ihr griecht nix“ subsumieren lässt, während Politiker aus der vierten Reihe der Bundespolitik wie der bis dato weitestgehend unbekannte FDP-Abgeordnete Frank Schäffler sich mit der Forderung in die Zeitung drängen durfte, Griechenland solle doch Inseln verkaufen. Was für die griechische Bevölkerung eine Tragödie war, wurde in Deutschland zu einem großen Teil zu einem Parteitag der Dummen, Ekligen und Rückgratlosen – und Angela Merkel ging in die Geschichte ein, als sie vor der NRW-Wahl versuchte, gleichzeitig für und gegen die Griechenlandhilfe zu sein. Ihr Satz „Deutschland wird helfen, wenn die erforderlichen Bedingungen erfüllt werden“ wurde an den Finanzmärkten gedeutet als „die Hilfe ist keineswegs sicher“ – die Kreditbedingungen für Griechenland verschlechterten sich schlagartig, was einen zweistelligen Milliardenbetrag in Euro kostete. Der „New Yorker“ nannte es „das wahrscheinlich teuerste Wenn in der Geschichte“.

2. HEUTE. Was ist die Situation im Moment?

Zehntausende demonstrieren seit Wochen jeden Tag auf dem Syntagma-Platz, dem „Platz der Verfassung“, vor dem griechischen Parlament. Zu sehen waren die Demonstrationen in deutschen Medien eigentlich nur, als an zwei Tagen Gruppen von Anarchisten Straßenschlachten mit der Polizei begannen, und Griechenland nach Meinung der weit entfernt sitzenden Schlagzeilentexter angeblich im Chaos versank, aber die Wahrheit ist profaner: Mütter und Kinder, Arbeiter und Angestellte, Lehrer, Schüler Rentner – sie alle demonstrieren jeden Tag, aus Verzweiflung und Angst. Die Preise sind gestiegen, die Löhne gesunken und viele haben gar keine Arbeit mehr oder können nur weniger arbeiten als noch vor einem Jahr, weil ihren Arbeitgebern die Aufträge wegbrechen. Das Sparprogramm hat funktioniert, die Anstrengung ist einmalig. Seit 25 Jahren hat kein Industrieland sein strukturelles Defizit so sehr gesenkt – und schon gar nicht in Krisenzeiten –, aber die Realität ist: Es hat nichts genützt.

Denn strukturelles Defizit bedeutet, dass Griechenland zuvor Jahre und Jahrzehnte lang mehr ausgegeben als eingenommen hat, und jetzt mit den Ausgaben da ist, wo es normalerweise sein dürfte. Aber normal gibt es eben nicht mehr. Es herrscht eine tiefe Rezession, Geschäfte schließen, Firmen machen dicht, die Arbeitslosigkeit ist bei 15 Prozent, unter Jugendlichen noch viel höher. Die Nacht ist tiefschwarz und sie dauert 24 Stunden an jedem Tag. Von Ludwig Erhardt, dem Kanzler des so genannten deutschen Wirtschaftswunders, stammt der Satz: „Wirtschaft ist zur Hälfte Psychologie“. Er bedeutet, dass eine Wirtschaft brummt, wenn alle glauben, dass sie brummt. Sie kaufen ein Auto, wenn sie glauben, dass sie sich auch im nächsten Jahr noch die Raten leisten können. Sie bauen ein Haus, wenn sie glauben, dass sie die Hypothek 30 Jahre lang tilgen können. Wenn sie Angst haben um ihren Job, dann sparen sie. Und wenn sie auch noch Angst haben, dass ihre Bank pleite gehen könnte, dann sparen sie im Ausland. Wer jetzt noch Geld hat in Griechenland, der hält es fest. Wer Ersparnisse hat, der schafft sie in Sicherheit. Die Prophezeiung von der griechischen Pleite schickt sich an, sich selbst zu erfüllen. Dabei ist die tatsächliche Situation nach wie vor eine andere.

Während vor allem in Deutschland der Eindruck entstanden ist, man habe Milliarden an Hilfsgeldern für Griechenland ausgegeben, stehen auf der Bilanz bisher nur hunderte Millionen Zinsen, die Griechenland dafür bezahlt hat. Das „Fass ohne Boden“, wie es die Lautsprecher aus den Hinterbänken der Parlamente genannt haben, war bisher eher so etwas wie eine Quelle. Aber Politik unterliegt, wie alles andere auch, den Gesetzmäßigkeiten der Geschichten, die sich darüber erzählen lassen. Die Geschichte, wie unsere Regierung sie uns erzählt, ergibt zwar keinen Sinn, aber mit ihren Politikerantennen versuchen unsere Volksvertreter, sich so weit wie möglich vom kontaminierten Downfall einer jeden Entscheidung fernzuhalten, die sich hinterher als unpopulär herausstellen könnte. Bei dem Versuch, weiterhin immer gleichzeitig dafür und dagegen zu sein, entscheiden sie einfach gar nichts.

Seit einem Jahr ist auf Seiten der Geldgeber Griechenlands praktisch nichts passiert. Und das kam so: Es gibt in Wahrheit nur zwei Betrachtungsweisen, wenn ein Staat in eine finanziell bedrohliche Lage gerät. Die Frage ist: Ist dieser Staat in Wahrheit pleite, also strukturell gar nicht in der Lage, seine Schulden zu bezahlen? In diesem Fall ist die einzige Lösung eine Umschuldung – wo nichts ist, kann man nichts holen. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Staat nur zeitweilig kein Geld hat, also ein Liquiditätsproblem, und in Zukunft durchaus in der Lage sein wird, seine Schulden zu bezahlen. In diesem Fall hilft man ihm, seine Wirtschaft wieder so weit anzukurbeln, dass er durch Wachstum wieder in die Lage kommt, seine Kredite zu bedienen. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht, nicht daneben und nicht dazwischen. Der gesunde Menschenverstand würde eigentlich nur zwei Schritte vorsehen: Man analysiert die Lage. Und dann geht man den Weg, für den man sich entschieden hat, mit aller Entschlossenheit – denn was auch immer das für negative Folgen haben kann, das Leben lehrt auch: Ein Fehler, den man entschlossen begangen hat, ist leichter zu beheben, als wenn man aus Unentschlossenheit nur halbe Sachen macht. Aber Politik hat manchmal weder mit dem Leben noch mit gesundem Menschenverstand zu tun.

Hier geht es um die Geschichte, die man hinterher erzählen kann: „Ich habe immer gesagt … ich habe nie gesagt …“. Obwohl alle Regierungen, Zentralbanken und Institute zu dem Schluss kamen, dass in Griechenland ein Liquiditätsproblem vorliegt und keine Pleite, hat es nie das Bekenntnis gegeben: „Wir regeln das, wir werden tun, was getan werden muss.“ So sehr festlegen wollte sich niemand. Eine Unsicherheit ist geblieben. Und in der Welt der Finanzen bedeutet Unsicherheit immer: Es wird noch teurer. Der Grund dafür liegt zu einem guten Teil in Griechenland selbst: Während zum Beispiel die Deutschen völlig selbstverständlich nach der Wiedervereinigung mehr als zwei Billionen Euro in den die Neuen Bundesländer überwiesen und heute mit Milliarden und sogar mit Menschenleben den Aufbau einer Zivilgesellschaft in Afghanistan unterstützen, sind „die Griechen“ in der gegenwärtigen Erzählung „selber schuld“. Schließlich hat Griechenland beim Eintritt in den Euro in fast bizarrer Manier die Zahlen so lange schön gerechnet, bis die Aufnahmekriterien erfüllt waren. Heute will deshalb jeder damals schon dagegen gewesen sein, Griechenland überhaupt aufzunehmen – auch wenn er das in den zehn Jahren dazwischen, in denen es in Griechenland Untersuchungen dazu gegeben hat und in den fünf Jahren, in denen dieser Betrug offiziell bekannt ist (und an dem natürlich auch die Seiten beteiligt waren, die Griechenland fünfmal haben neue Zahlen vorlegen lassen, bis sie endlich stimmten), nie erwähnt hat. Denn in diesen zehn Jahren haben ja alle daran verdient, und das Außenhandelsdefizit, auf den wir in Deutschland als ehemalige „Export-Weltmeister“ so stolz sind, heißt ja automatisch, dass irgendjemand ein Defizit machen muss. Aber, egal, was bleibt ist: „Die Griechen sind selber schuld“, sollen sie sehen, wo sie bleiben, ihr griecht nix! Es ist eine Aneinanderreihung von dummen Sätzen, aber es ist die Erzählung, wie sie gesponnen wird. Und selbst die Kanzlerin lässt sich inzwischen zu solchen Sätzen hinreißen: “Es geht auch darum, dass man in Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal nicht früher in Rente gehen kann als in Deutschland, sondern dass alle sich auch ein wenig gleich anstrengen – das ist wichtig.” Dabei wird in allen drei Ländern mehr gearbeitet als in Deutschland, sowohl nach Jahres- als auch nach Lebensarbeitszeit. Eine deutsche Bundeskanzlerin könnte das wissen, und sie sollte es sogar wissen, bevor sie das Gegenteil behauptet.

Es ist immer noch Parteitag für die Dummen, Ekligen und Rückgratlosen, auch wenn in diesem Fall nicht ganz klar ist, in welche Kategorie sie sich einreiht. Von denen, die auf dem Syntagma-Platz stehen und für ihre Zukunft demonstrieren, hat sich keiner in den Euro geschummelt. Sie haben, im Gegenteil, am meisten gelitten, als die neue Einheitswährung die Preise in manchen Bereichen um bis zu 40 Prozent hat steigen lassen. Es hat eine Spirale in Gang gesetzt, denn natürlich mussten auch die Löhne steigen – um real bis zu 25 Prozent, was einerseits bedeutet, die Menschen hatten immer noch weniger Geld als vorher, auf der anderen Seite machte es Griechenland aber auch noch weniger wettbewerbsfähig gegenüber den Ländern, die in Euro-Land den Ton angeben (in Deutschland sind die Löhne seit Einführung des Euro real um etwa neun Prozent gesunken). Die Lebenshaltungskosten sind in Athen für den Durchschnittsbürger höher als die in Berlin. Die Einkommen und Renten dagegen sind deutlich niedriger. Das Leben war nie einfach, und das muss es auch nicht sein. Aber es ist nur immer schwieriger geworden, schon bevor der große Knall kam.

Und jetzt kommt dazu die Angst. Und die Demütigung.

Die Menschen vor dem Parlament demonstrieren, weil sie sonst gar nichts tun können. Die Politiker, die sie retten und dabei eigentlich ein neues Land bauen sollen, sind die gleichen wie immer. Und diejenigen, die von außen kommen und ihre Hilfen an Bedingungen für noch brutaleres Sparen und den Verkauf der Infrastruktur koppeln, an die Privatisierung, sind diejenigen, die ohnehin immer gut an Griechenland verdient haben – an der Arbeit dieser Menschen, die nie reich genug waren, ihr Geld ins Ausland oder sonstwie an der Steuer vorbei zu schleusen. Sie sind es, die das alles bezahlen. Sie haben ihre Steuern bezahlt und damit den Staat finanziert. Sie haben damit die Bahnhöfe und Häfen gebaut, die nun verkauft werden sollen. Sie haben in Rentenkassen eingezahlt, die nun zerbröseln, weil ihre Politiker lange Jahre lang das Notwendige nicht getan haben. „In Athen demonstrierten heute zehntausende gegen das Sparpaket der Regierung“, heißt es in den Nachrichten. Aber sie demonstrieren in Wahrheit vor allem, weil sie wenigstens nicht still sitzen wollen, während sie zum wiederholten Male von der herrschenden Klasse vergewaltigt werden sollen, nur weil sie arm sind. Und damit ist nicht nur die herrschende Klasse in Griechenland gemeint. Jemand bekommt die Zinsen. Jemand bekommt die Häfen und Bahnhöfe. Geld ist ja nie weg – es ist nur woanders.

3. MORGEN. Was wird?

Griechenland ist wirtschaftlich in etwa vergleichbar mit Hessen. Was bedeutet, Europa könnte es verkraften, wenn es Griechenland wirtschaftlich nicht mehr gäbe, so wie es verkraften könnte, wenn es Hessen nicht mehr gäbe. Wenn Wirtschaft alles wäre, und darüber hinaus noch egal wäre, wie es Menschen in Europa geht, dann wäre das Problem in Wahrheit überschaubar. Schon heftig, aber nicht lebensbedrohlich. Aber so einfach ist es nicht. Griechenland muss sich neu erfinden: gerechter, unbürokratischer und gleichzeitig effizienter.

Am Ende gibt es nur einen Weg aus dieser Krise, nämlich Wachstum in der Privatwirtschaft, und es gibt eine ganze Generation – die Generation 700, benannt nach ihrem Durchschnittslohn –, die darauf wartet, die durch die alten Strukturen nur gebremst wurde, die gerackert hat, ohne Aussicht, je auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber damit Griechenland sich neu erfinden kann, braucht es in dieser Situation Hilfe, und die braucht auch an anderen Stellen Ideen. zum Beispiel liegen im Regionalentwicklungs-Fond der EU noch 16 Milliarden Euro für Griechenland bereit, die jederzeit abgerufen und im Land investiert werden könnten. Das Problem dabei ist: Für jeden Euro, den die EU bereitstellt, müsste der griechische Staat einen weiteren beisteuern. Und den hat er nicht. Er spart ja.

Er spart so viel, dass die Ratingagenturen inzwischen griechische Staatsanleihen auch deshalb auf Ramsch-Niveau herunterstufen, weil zu viel gespart wird. Ein Teufelskreis. Denn wie auch immer man eine Umschuldung nennt, egal wie freiwillig man wen auch immer an der Rettung beteiligen will: Es bleibt eine Staatspleite. Wenn ich jemandem Geld leihe, und er gibt mir weniger zurück, gibt es mir später zurück als vereinbart oder am Ende vielleicht sogar gar nichts – ich leihe ihm jedenfalls nichts mehr, bis er nicht so viel Geld hat, dass er sich nichts mehr leihen muss. Als die Rating-Agentur Standard & Poor‘s Griechenland letzte Woche auf den untersten Stand vor der Zahlungsunfähigkeit zurückstufte, dann nicht deshalb, weil sich plötzlich an den Wirtschaftsdaten etwas geändert hatte, sondern deshalb, weil nun die Politik in Deutschland und Frankreich einen „sanften Schuldenschnitt“ fordert – und ein Schuldenschnitt ist eben ein Zahlungsausfall. Allerdings verstehen deutsche Journalisten das nicht, die fantasieren, Griechenland stände damit im Rating hinter Ländern wie Jamaika.

Ja, das tut es: Weil Merkel den Kreditausfall ja schon angekündigt hat. Ist das so schwer zu verstehen?

Ein Ausfall wäre eine Katastrophe, nicht nur für Griechenland, sondern für alle Länder in Europa. Denn das ist die eigentliche Gefahr hier, nicht Griechenland und nicht Hessen, sondern das Konstrukt Europa, das ja eigentlich dafür da ist, uns auf eine Ebene mit den großen Jungs zu heben, mit den USA, China oder Indien. Kalifornien ist pleite, und das schon ewig – aber wen interessiert das? Wenn eine chinesische Provinz pleite ginge, oder Goa oder sonst irgendein indischer Bundesstaat – wir würden es nicht einmal merken, weil der große, starke Verbund da wäre, um es zu schützen und zu stützen. Aber Europa?

Hier aber stehen die nächsten Kandidaten bereit, die fallen werden, wenn man sie lässt. Denn einige größere Staaten als Griechenland haben auch im Verhältnis noch mehr Schulden, wenn man die privaten und öffentlichen Schulden zusammenzählt. Die satt zwei Billionen Euro, die in den letzten 20 Jahren in den deutschen Osten geflossen sind, würden ausreichen, Griechenlands Schulden auf einen Schlag zu tilgen und seinen Staat noch sechs oder sieben Jahre lang zu finanzieren, ohne dass er einen einzigen Euro an Steuern oder Gebühren einnehmen müsste. Aber selbstverständlich würde das niemand bezahlen wollen, denn im deutschen Osten leben Deutsche, in Griechenland aber nur Griechen. Wir würden Hessen nicht fallen lassen. Aber andere europäische Länder möglicherweise schon.

Das klingt zynisch, ist aber offensichtlich unumstritten. Was heißt: Europa als solches bedeutet uns letztlich nichts. Das ist die Botschaft dieser Krise: Wir sind nicht verbündet. Unter all den denkbaren Bündnissen, die Menschen schließen können – föderale, alliierte, partnerschaftliche –, haben wir für Europa keines ausgewählt, das beinhaltet: Ihr habt Scheiße gebaut, aber wir boxen euch da raus. Ihr werdet das alles bezahlen, aber erstmal halten wir euch den Rücken frei. Ihr geht uns wahnsinnig auf den Sack, aber wir sind schließlich eine … Union? Für die Banken in der Krise hat allein die deutsche Bundesregierung einen Rettungsschirm von 480 Milliarden Euro aufgespannt, das sind fast zweimal die kompletten griechischen Schulden. Im Moment streitet sie sich über Kredite und Bürgschaften, deren Höhe für Deutschland weniger als ein Zehntel davon ausmachen. Das also ist es, was passieren wird: Die europäische Politik wird sich von Krisentreffen zu Krisentreffen hangeln und versuchen, einerseits gerade so viel Geld zusammenzukratzen, dass in Griechenland nicht alle Lichter ausgehen, aber auf der anderen Seite ihrem Wahlvolk so wenig wie möglich davon erzählen. Sie werden einen Schuldenschnitt initiieren, mit dem Hinweis, private Gläubiger wären freiwillig beteiligt (die Freiwilligkeit ist wichtig, damit die Ratingagenturen das nicht als Staatspleite werten, was sie aber wahrscheinlich trotzdem tun werden). Anstatt diesen Moment zu nutzen, das Konstrukt Europa mit einer Idee zu füllen, die etwas bedeutet, werden sie versuchen, gallertartig jede Position zu besetzen, aber keine davon wirklich fest. Dabei sind Krisen die Momente, um Helden zu gebären.

Aber wer sollte das sein?

Die schlimmsten in dem weiten Kreis der versagenden Politiker sitzen aber in Athen: Die politische Opposition der konservativen Partei Nea Dimokratia verweigert sich jeder konstruktiven Zusammenarbeit, in der Hoffnung, die sozialdemokratische Regierung könne am Volkszorn scheitern und Neuwahlen nötig werden. Dann hätte man sich populistisch gegen die härtesten Maßnahmen des Sparpaketes gesperrt. Sie haben sich jede rotte Apfelsine, mit der sie beworfen werden, redlich verdient. Das ist es, was man denken könnte: Wir wären besser als das. Ja, wir sind in eine politische Union geführt worden, die keine echten Inhalte hatte, und in eine Währungsunion, die nicht ordentlich koordiniert und geführt wurde. Wir sind alle von allen Seiten belogen und betrogen worden. Aber ihr seid Technokraten, und wir sind Europäer.

Ihr seid die Angst, aber wir sind der Mut.

(c) jetzt.de

36 Antworten auf „Was soll man eigentlich über Griechenland denken?“

  1. Die Auferstehung der Toten

    “Wenn wir einmal die Natürliche Wirtschaftsordnung erleben, dann braucht man sie nicht mehr in Büchern zu studieren, dann wird alles so klar, so selbstverständlich. Wie bald wird dann auch die Zeit kommen, wo man den Verfasser bemitleiden wird, nicht aber, wie es heute noch geschieht, weil er solch utopischen Wahngebilden nachstrebt, sondern weil er seine Zeit der Verbreitung einer Lehre widmete, die ja doch nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht.”

    Silvio Gesell

    Angefangen bei Franz Oppenheimer und John Maynard Keynes (um nur die bekanntesten zu nennen) hat es immer wieder “Besserwisser” gegeben, die versucht haben, “Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld” (Silvio Gesell, 1916) anzuzweifeln. Alle sind gescheitert. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn wer kein “Besserwisser”, sondern einfach nur ehrlich ist, wird einsehen, dass Silvio Gesell zweifelsfrei Recht hatte.

    Die Alles entscheidende Frage lautet: Welcher kollektive Wahnsinn führte die Menschheit bis an den Rand der größten anzunehmenden Katastrophe der Weltkulturgeschichte (globale Liquiditätsfalle), die von den “Verantwortlichen” noch gar nicht gesehen wird, anstatt die “banalsten Selbstverständlichkeiten” zu verstehen und heute auf einem Zivilisationsniveau zu leben, das bestenfalls erahnen kann, wer die “Großen Vier” (Heinlein, Asimov, Lem, Clarke) vollständig gelesen hat? Fragen wir jemanden, der die Antwort gewusst haben muss:

    “Ich glaube – und hoffe – auch, dass Politik und Wirtschaft in der Zukunft nicht mehr so wichtig sein werden wie in der Vergangenheit. Die Zeit wird kommen, wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten. Politik und Wirtschaft befassen sich mit Macht und Wohlstand, und weder dem einen noch dem anderen sollte das Hauptinteresse oder gar das ausschließliche Interesse erwachsener, reifer Menschen gelten.”

    Sir Arthur Charles Clarke (1917 – 2008), aus „Profile der Zukunft“

    Damit ist beantwortet, warum “Spitzenpolitiker” und “Wirtschaftsexperten” die so genannte “Finanzkrise” am allerwenigsten verstehen. Sie wollen sie gar nicht verstehen, denn in der Natürlichen Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) werden ihre Berufe überflüssig, während allgemeiner Wohlstand zur Selbstverständlichkeit wird.

    Der kollektive Wahnsinn resultiert aus einer künstlichen Programmierung des kollektiv Unbewussten, die vor Urzeiten erforderlich war, um die halbwegs zivilisierte Menschheit durch selektive geistige Blindheit an ein noch immer fehlerhaftes Geld (Zinsgeld) anzupassen, damit das, was wir heute “moderne Zivilisation” nennen, überhaupt entstehen konnte.

    Für die Beendigung der “Finanzkrise” und den anschließenden, eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation bedarf es der “Auferstehung der Toten”. Als geistig Tote sind alle Existenzen zu bezeichnen, die vor lauter Vorurteilen nicht mehr denken können. Die Basis aller Vorurteile war (und ist noch) die Religion.

    Herzlich Willkommen im 21. Jahrhundert: http://www.deweles.de

  2. Das für mich bemerkenswerteste an den Demonstrationen auf dem Syntagma (und auf vielen anderen Plätzen) in ganz Griechenland, ist die Forderung nach direkter Demokratie.

    Jeden Tag wenn ich „auf den Platz gehe“ fällt mir wieder auf, wie viele Gruppen – egal aus welcher Ecke sie kommen – die direkte Demokratie verlangen.

    Das Volk muss endlich die Kontrolle über die Politiker bekommen, es muss zum Souverän werden. Die Forderung der direkten Demokratie steht auf dem Syntagma an vorderster Stelle, aber in den internationalen Medien wird sie nicht mit einem Wort erwähnt.

  3. Sehr guter Text! Ich befürchte auch: es gibt jenseits von Brüssel/Straßburg kein „Europa“, das wie eine „Union“ (a’la USA) funktionieren könnte. Die faktischen Unterschiede (Sprache, Nationalität, Wirtschaftskraft, Mentalität) sind einfach zu groß. Der unselige Euro, der das Trennende irgendwie mindern sollte, macht es nur noch stärker.
    Kohl, Mitterrand, Chirac, Delors haben sich mit ihrem EU-Optimismus geirrt, ein jeder freilich aus anderen Gründen. Auf die deutsche Einheit (nicht mal die ist gelungen) wird jedenfalls keine europäische folgen. Warum auch? Nur um ein wachsendes Heer von Bürokraten zu alimentieren?

  4. Ich mag die Art, wie er glaubt zu wissen, was keiner weiß. Ansonsten wird auch er sich damit abfinden müssen, dass politische Probleme nur politisch zu lösen sind. Staaten sind keine Unternehmen.

  5. Es ist bemerkenswert, wie der Mann (wenn es denn nicht so geschnitten wurde) von einer grundsoliden Analyse ruckartig zu so einer sinnlosen Schlussfolgerung im letzten Absatz kommt.

  6. „Die Not der breiten Volksmasse führt zu starken innerpolitischen Spannungen. Der Staat ist der mit Gewalt verhinderte Bürgerkrieg. In der Absicht, diese Spannungen zu mildern, werden der Masse politische Rechte gewährt; man gelangt allmählich zur Staatsform der Demokratie. Die Arbeitenden leben in dem Glauben, ihre politische Gleichberechtigung werde die wirtschaftliche nach sich ziehen. Allein, die erwartete Besserung tritt nicht ein, kann ja gar nicht eintreten. Was man durch das allgemeine Wahlrecht und den Parlamentarismus zu erreichen hofft, ist ja das wirtschaftliche Ziel des vollen Arbeitsertrages. Dieses Ziel aber setzt, wie wir wissen, die wirtschaftliche Freiheit voraus, das heißt den freien Wettbewerb, die Zerstörung bzw. Unschädlichmachung der Monopole. Diese Monopole hat man aber zum Teil als solche gar nicht erkannt. Wie soll sich da die Lage der Arbeitenden bessern?
    Weil die Marktwirtschaft infolge der bestehenden Monopole nicht richtig funktionieren kann, müssen sich ständig wirtschaftliche und soziale Störungen ergeben. Anstatt nun aber das Übel bei der Wurzel zu packen und die Monopole unschädlich zu machen, begnügt man sich damit, an den Erscheinungen herumzukurieren. Man beschließt immer neue und immer tiefere Eingriffe in die Wirtschaft, wodurch man bald dieser bald jener Gruppe Sondervorteile verschafft. Beim Aushandeln dieser zahllosen Planwirtschaftsgesetze tritt der parlamentarische Kuhhandel in Aktion, das Feilschen der politischen Parteien um die Vorteile, die jede von ihnen „ihren“ Wählern zu verschaffen trachtet. So entartet unter der Herrschaft der Monopole der an sich gesunde Gedanke der Demokratie zum parlamentarisch verbrämten Schacher um Gruppenvorteile. Das Parlament wird zur Gesetzesfabrik, aus der sich unaufhaltsam eine Paragraphenflut über das hilflose Volk ergießt, in dessen Namen man regiert. Die Monopole und die von ihnen veranlasste Planwirtschaft morden die Demokratie. Das darf nicht wundernehmen. Demokratie setzt Freiheit und Gleichberechtigung voraus; beides aber kann es in der herkömmlichen Monopolwirtschaft nicht geben.

    Otto Valentin, aus „Die Lösung der sozialen Frage“, 1952

    Es gibt keine „politische Lösung“ für die so genannte „Finanzkrise“ (beginnende globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes), weder in Griechenland noch in irgendeinem Land auf diesem Globus. Es gibt nur eine technische Lösung (freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft), und die macht wiederum das, was wir heute als „Politik“ bezeichnen, überflüssig:

    http://www.deweles.de/files/2010_gsm.pdf

  7. Der arbeitende Mensch eines verschuldeten Staates verbringt einen großen Anteil seiner Zeit damit, die anfallenden Zinsen seines Landes zu bedienen (Tendenz steigend). Deshalb brauchen wir (Europa, USA und Co.) eine umfassende Entschuldung. Eine einmalige Vermögensabgabe, die im Laufe von 30 Jahren fällig wird, würde alle verschuldeten Staaten mit einem Schlag schuldenfrei machen. Wer ist dafür?

  8. Ach, Leute……wir drehen uns alle immer nur im Kreis. Wie wär’s, wenn wir uns mal das GANZE System angucken, in dem wir leben?

    Denkt mal über das hier nach:

    https://www.youtube.com/watch?v=qOP2V_np2c0&feature=player_embedded

    und das:

    http://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/

    Und dann erklärt mir bitte noch, warum CDS Leerkäufe möglich sind!

    Vereinfacht dargestellt:
    Miki leiht Konstantin 100 Euro und versichert sich dagegen. Falls Konstantin nicht mehr in der Lage wäre, die 100 Euro zurück zu zahlen, würde er sein verliehenes Geld von der Versicherung zurückbekommen. Das ist gut.

    Aber warum kann ich auch eine Versicherung über 1.000 Euro gegen Konstantins Zahlungsausfall abschließen, wenn ich ihm doch nix geliehen habe?!

    Wenn ich jetzt böse wäre, würde ich einen Freund beauftragen, der eine Analyse zu Konstantins Zahlungsfähigkeit macht. Er würde sie dann – ganz in meinem Sinne – negativ bewerten.

    Als nächstes könnte ich noch einigen Freunden den heißen Tipp zum CDS Kauf geben. Die wiederum sind ganz schön mächtig, die besitzen Zeitungen. Konstantin wird diffamiert und als fauler Sack beschimpft, der NIEMALS seine Kredite zurückzahlen wird. Er verliert seinen Job…..kann nicht mal mehr seinen Lebensunterhalt bezahlen…..Also gehe ich hin und „leihe“ ihm noch mal Geld, damit er wenigstens die Zinsen bezahlen kann…..das mache ich dann so lange….bis er sich ne Kugel durch den Kopf schießt.

    Und dann? Tja….dann…..erhalten meine Freunde und ich je 1.000 Euro. Und…ach, ja….die persönlichen Habseligkeiten von Konstantin, die sacke ich auch noch ein. Die stehen mir zu. Schließlich konnte er mir den Kredit nicht zurückzahlen.

    Und dann halten meine Freunde und ich nach dem Nächsten Konstantin Ausschau.

    So einfach kann man Geld verdienen. Man braucht nix in die reale Marktwirtschaft zu investieren. Das ist zu arbeitsintensiv und wirft auf nicht so viel Gewinn ab.

    Diesen Markt beherrschen übrigens mit 75% Goldmann Sachs, J.P. Morgan und Deutsche Bank.

    Gute Nacht.

  9. @Konstantin: Jeder arbeitende und konsumierende Mensch verbringt seine Arbeitszeit damit, die Zinsen seines Supermarktes zu bezahlen, die ja eingepreist sind. Das ist das System Zinsen. Es verteilt Geld in Richtung derer, die schon welches haben. Man kann sich daraus nicht freikaufen. Einzelne können sich darüber erheben, indem ihre Produktivität höher ist als ihre Zinslast – aber dann geht es zulasten anderer.

  10. Lieber Herr Pantelouris! Ich hoffe, Sie nicht zu demotivieren, wenn ich Ihnen sage, dass durch „Wachstum in der Privatwirtschaft“ noch nie 1 Cent Schulden getilgt, sondern für eben dieses Wachstum ausschließlich Schulden gemacht wurden.
    Aus diesem Grunde kann eine Entschuldung auch nur über die durch dieses Wachstum entstandenen Privatvermögen erfolgen, wie unsere Tilgungsinitiative es selbst praktiziert.
    Schulden werden nicht durch Zahlenspiele, sondern durch Überweisungen und ggf. Vereinbarungen getilgt.

  11. Es ist kein Wunder, warum Griechenland am Ende ist. Jahrzehntelang haben in Griechenland Konservative und Sozialisten die Verwaltung aufgebläht wie einen riesigen Luftballon. Wählerstimmen gegen Beamtenstellen – so lief das Spiel. Pro Einwohner leistete sich das Land zuletzt fünfmal mehr öffentlich Bedienstete als etwa Großbritannien. Der Apparat verschlang mehrere Dutzend Milliarden Euro im Jahr – Geld, das der Staat nie hatte. Das Land ist meines Erachtens am Ende. Auch, das Sparpaket wird Griechenland nicht auf die Beine bringen. Es wird Zeit, dass die Griechen aus dem Euro austreten.

  12. Was soll man eigentlich über Jorgos Chatzimarkakis denken? Ist er (1) ein vollkommen entrückter Bewohner eines EU-Paralleluniversums („Harvard-Zitation“) oder (2) ein gefährlicher TV-Manipulateur und skrupelloser Nebelkerzenwerfer, der auf das große Vergessen hofft?

  13. @Rosenkranz007: Denk doch über Jorgos, was Du willst. Der Mann wirkt auf mich ehrlich, fähig und sympathisch. Mit oder ohne Doktortitel.

  14. @Christian Benduhn: Sympathisch mag er Ihnen ja sein, aber an seiner Ehrlichkeit und Fähigkeit bestehen doch massive Zweifel. Aber selbst die wären mir gleichgültig, wenn er nicht dem Europäischen Parlament angehörte…

  15. Wenn einer sich als Arzt ausgibt, es aber nicht ist, dann darf er nicht mehr als Arzt arbeiten und landet vor Gericht.
    Für einen Politiker ist ein Doktortitel aber keine Voraussetzung, eben so wenig für einen Journalisten. Bei den meisten weiß man nicht einmal, ob sie einen Doktortitel haben.
    Also kann Herr Chatzimarkakis in jedem Falle weiter Politiker bleiben.

  16. @Christian Benduhn: Sie mögen sich ja durch einen überführten Promotions- und Karrierebetrüger angemessen repräsentiert fühlen. Ich nicht.

  17. Kann Anonymous nicht mal bild.de hacken und diesen Text dort platzieren?

    Danke für die hervorragende Aufarbeitung!

  18. Man kann, wenn man will, den Deutschen ankreiden, dass sie ihr Geld lieber in den Aufbau Ostdeutschlands stecken als in die Griechenland-Hilfe.
    Ich sehe da aber noch einen Unterschied: Die Ostdeutschen haben bis 1989 in einer Diktatur gelebt. Die Griechen hingegen haben ihre Regierungen frei gewählt.

    @Konstantin Neven DuMont:
    Wenn die von Ihnen vogeschlagene einmalige Vermögensabgabe proportional zum Einkommen (also z.B. ich = 100, Sie = 1.000.000) berechnet würde, würde ich Ihren Vorschlag begrüßen. Oder war Ihr Vorschlag mal wieder nur als eine nette Idee gemeint?

  19. @mikis: Wie wäre es mal mit einem Artikel dazu, wie gehässig Bild über die Griechen berichtet, wohingegen die „Berichterstattung“ über die drohende Pleite in den USA fast schon sachlich erscheint?

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