Das war das

Nun ist Guttenberg doch noch zurückgetreten, und damit hat er die richtige Entscheidung spät, aber eben doch getroffen. Nachtreten verbietet sich. Allerdings warte ich gespannt auf die Erklärungen seiner vehementen Verteidiger. Ob sie auch zu ihren Lügen stehen werden?

Und ich bin gespannt, ob es der Opposition gelingen wird, das ohne Häme und in ordentlichem Stil über die Bühne zu bringen, anders als es bei den (absolut berechtigten) Anwürfen auf Guttenberg war. Ich halte das für wichtig, denn das Vertrauen in die Demokratie zu erhalten kann man dieser Regierung offensichtlich nicht zutrauen. Die Damen und Herren haben sich selbst disqualifiziert.

Jetzt ist es also an den anderen, Größe zu zeigen. Es leiden alle an dieser Affäre. Aber es müssen sich ja deshalb nicht gleich alle zerstören.

14 Antworten auf „Das war das“

  1. Och, ich weiß nicht. In Anbetracht seiner Rücktrittserklärung hielte ich den einen oder anderen Nachtritt für zumindest nicht ehrenrührig.

  2. Ich glaube, was wir brauchen ist eine kleine Renaissance des Satzes: So etwas macht man nicht. Und, so schwer es fällt, wenn wir nicht damit anfangen, wird es niemand tun.

  3. Ich will nicht zu weit vom ursprünglichen Thema abschweifen, aber vielleicht kriege ich ja irgendwie sogar noch einen Bezug hin: Ich glaube nicht, dass wir diese Renaissance brauchen. „So etwas macht man nicht“ sagt man nach meiner Erfahrung dann, wenn man nicht begründen will, warum man etwas nicht macht. Gibt es nämlich einen Grund, kann man ihn nennen, und ist dann nicht auf diese Behauptung angewiesen.
    Ich sehe in diesem Fall zwar durchaus Gründe, die gegen Nachtreten sprechen, aber auch andere dafür.
    Herr zu Guttenberg leugnet meines Wissens bis heute vehement, seine „Fehler“ vorsätzlich begangen zu haben. Das kann einem egal sein, und man kann das dahinstehen lassen, aber ich sehe nicht das moralische Gebot, das dagegen spräche, es zu thematisieren, bloß weil er nicht mehr Verteidigungsminister ist.
    Ich verstehe auch die Leute, die entrüstet sind, weil teilweise der Eindruck entsteht, sowas könnte schon mal vorkommen und wäre ja auch nicht so schlimm.

  4. Da verstehe ich seine Rucktrittsrede anders: er hat zugesagt, auch bei der strafrechtlichen Aufarbeitung seines Plagiats voll mitzuwirken. Das ist schon ein deutliches Angebot, dem auch nicht die nötige Schwere fehlt. Wenn er selbst schon vom Staatsanwalt spricht, dann erkennt er an, wie ernst es ist.

  5. Und zum Off-Topic: so etwas tut man nicht beschreibt aus meiner Sicht Fragen der Moral. Normalerweise ist ein hoher Ertrag mit wenig Aufwand ja Ziel des Systems. So etwas tut man nicht beschreibt die Grenze, die die zulässigen Mittel zum Zweck begrenzt.

  6. Verstehe ich anders. Aber ich habe die Rede auch nicht gehört, sondern nur die Berichte drüber gelesen.
    Vielleicht sind mir da manche Nuancen entgangen.

  7. Guttenberg ist in den letzten Tagen für mich zur tragischen Figur geworden, weil er einfach nicht wahrhaben wollte, was doch jedem, der sich informiert hatte sonnenklar war: es gibt keinen Weg vorbei am Rücktritt. Der späte Schritt rehabilitiert ihn für mich nicht, aber er nimmt der ganzen Geschichte ein wenig von der Unfassbarkeit. Was mich tatsächlich schockt ist die veröffentlichte Volksmeinung auf allen möglichen Seiten, Foren usw.. Wenn da von dem besten, dem einzigen guten und glaubwürdigen Minister gesprochen wird, der wegen einer Lappalie „rausgemobt“ wurde, dann könnte ich schon die Krise kriegen. Er war in einem Teil der Medien extrem beliebt und hatte dementsprechend eine gute Presse, sah gut aus und wirkte dynamisch und anpackend. Aber reicht das aus für so einen Heldengesang? Was bitte schön ist denn sein politischer Verdienst (ganz unabhängig von der Plagiatsaffäre)? Wo soll ich denn bei diesem unfassbar selbstgefälligen (vielleicht auch verzweifelten) Krisenmanagement sein großes politisches Talent erkennen? Bei mir bleibt so ein bißchen das Gefühl zurück, dass sich seit meiner Schulzeit die eine Sache nicht geändert hat: die größten A… bekommen die Mädels und den Applaus… Aber vielleicht bin ich ja einfach nur neidisch, immer noch …

  8. Warum nicht nachtreten, sondern totschweigen? Es gibt ja viele verschiedene Aspekte zum Thema:

    Einmal haben wir da die Tatsache, dass Guttenberg samt CDU/CSU (und die Bild) das Thema aussitzen wollten bzw. die den Minister zu Wahlkampfzwecken behalten wollten – und da vergisst man schon mal seine grundlegenden Werte. Für Frau Merkel – genauso wie für die Partei – eine Schande und ein Grund mehr, diesen Verein bei den kommenden Wahlen nicht zu wählen. Es wird aber leider wieder genügend Idioten geben. Jedenfalls waren diese zwei Wochen deutlich zu viel, aber keinen juckts. Folgerung: Dieses Thema ist noch nicht aufgearbeitet.

    Dann hätten wir das kleine Problemchen, dass Herr Guttenberg immer noch nicht zugegeben hat, kopiert zu haben – es ist nach wie vor nur ein Vergessen von Fußnoten und kein bewusstes Täuschen. Der Rücktritt ist nicht ehrlich, und so etwas ist inakzeptabel, ohne Ehre und Anstand. Auch hier muss weiter aufgearbeitet werden.

    Und zu guter letzt freu ich mich schon auf den nächsten Vorstoß zur Verschärfung des Urheberrechts bzw. alternativ zum Leistungsschutzrecht. Sobald sich die CDU/CSU wieder auf dieses Terrain begibt, fallen denen die Aussagen der letzten Tage gehörig auf die Füße. Genauso, wenn die nächste Pflegerin wegen des „Abfall essens“ entlassen wird. Beides erfordert, die Sache bei Bedarf wieder aufzuwärmen.

    Ach ja, wenn jetzt demnächst wieder Ministerposten hin- und hergeschoben werden, bekommt man wieder vor Augen geführt, wie austauschbar die eigentlich alle sind. Auch KT Guttenberg war ja schon Wirtschaftsminister, der Finanzminister (mit den 100.000 € in der Schublade) war mal Innenminister und die Familienministerin kümmert sich inzwischen um die Arbeit (und zaubert jeden Monat neue Tiefststände der Arbeitslosenzahlen aus ihrer Statistikkiste).

  9. Ich finde die Opposition sollte ruhig nochmal nachtreten, aber in Richtung Merkel. Sich übers Wochenende zusammensetzen um dann die toten Soldaten vorzuschieben, derentwegen es nicht früher ging, ist nämlich nicht wirklich anständig. Und darauf darf man dann auch hinweisen.

  10. Also vorbildlich war der Rücktritt nicht, aber gut, er ist (endlich) gegangen. Copy-Karls Verehrer haben weniger als 24 Stunden nach dem Abgang ein Comeback verlangt und seine Kritiker sammeln für diesen Fall wahrscheinlich schon mal Munition.
    Vielleicht hilft es ja, wenn man versucht, nicht Guttenberg (oder alle möglichen anderen Politiker) zu verdammen, sondern bestimmte Handlungsweisen. Man lehne also nicht den Menschen ab (auch wenn er einem auf die Nerven geht), sondern sein Handeln in einem bestimmten Fall und vielleicht (s)eine bestimmte „Masche“. Nur so bleibt Kritik nämlich einigermaßen sachlich.
    Umgekehrt ist es ja genau das, was Guttenbergs Verteidiger und auch er selbst seinen Kritikern vorwerfen: Dass es ihnen gar nicht um Guttenbergs Fehlleistungen gehe, sondern dass sie ihn einfach nicht leiden könnten. Kritik am Vorgehen des Helden im Einzelfall wird abgetan als Ausdruck der Charakterschwäche seiner Gegner („linke Neidhammel“, die ein Plagiat selbst dann kritisieren, wenn in Afghanistan deutsche Soldaten fallen) So wird im Sinne des Freund-Feind-Denkens Solidarität mit dem „Freund“ eingefordert, egal wie unethisch der sich verhalten hat. Diese Solidarität macht bild. Auch an Guttenbergs Krisenmanagement gibt’s dann nichts zu kritisieren, auch wenn es so ziemlich das schlechteste und dämlichste ist, an das ich mich auf die Schnelle bei einem deutschen Minister erinnern kann.
    Aber es ist immer schwer, sachlich und fair zu bleiben. Auch ein Journalist hat Emotionen und mag es nicht, wenn ein Minister mit ihm Verstecken spielt. Trotzdem soll man nicht nachtreten. Das tut man nicht.

  11. Hallo mikis,

    Du hast hier vieles zu KTvG geschrieben, was ich ähnlich empfunden habe. Ich persönlich möchte noch hinzufügen, ich bin froh, dass er die Konsequenzen tragen muss, obwohl er so offensichtlich von Bild protegiert wird.

  12. @ royse
    „Diese Solidarität macht bild“ War das Absicht? Falls ja, fänd ich’s genial. Da wären ja dann gleich mehrere Ebenen drin … 😉
    @ mikis
    Ich finde den ruhigen Ton, der hier im Blog im Allgemeinen angeschlagen wird, sehr wohltuend. Wenn nicht nachtreten heißt, man sollte jetzt nicht weiter über irgendwelche Charakterschwächen des Herrn z.G. spekulieren, dann kann ich das unterschreiben.
    Ich finde aber, dass man die Ruhe, nach der zum Schluss durchaus etwas überhitzten Schlacht zwischen Verteidigern und Vomsockelstürzern (jetzt wo sich der Pulverdampf etwa gelegt hat), durchaus auch nutzen kann, um sich die ganze Sache nochmal genauer anzuschauen.
    Gerade auch weil Guttenberg in seiner Abtrittsrede neben einigen durchaus demütigen Sätzen eben auch schon wieder Brücken gebaut hat, für seine Rückkehr und an der eigenen Legende gestrickt hat. Und da gehört es für mich durchaus zur Aufgabe eines Journalisten den Lesern aufzuzeigen, wie da gestrickt wird, und wer, aus welcher Motivation heraus strickt. Am besten natürlich ohne Schaum vor dem Mund.
    Ich will gar keinen Kotau von ihm und auch keine öffentlich zur Schau getragene Scham, wie ehrlich auch immer sie gemeint sein mag. Ich finde nur, dass man nun auch analysieren muss, was da genau passiert ist. Sich fragen, warum die Leute jemanden in solcher Nibelungentreue die Stange gehalten haben? Wie Guttenberg es geschafft hat, (man möge mir das Pathos verzeihen) sich so in die Herzen der Menschen zu schleichen ?
    Den Ansatz von Spreng finde ich da gar nicht so dumm:
    http://www.sprengsatz.de/?p=3616

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