Wer den Schaden hat, braucht für den Spot nicht zu sorgen

Es war klar, dass die Griechenland-Krise Einzug in die Popkultur halten würde, und das ist natürlich richtig. In manchen Fällen wird es sicher sogar witzig sein. Ich bin mir nicht sicher, ob der neue Spot dazu gehört, den KemperTrautmann für die Brauerei Paulaner gedreht hat, aber über Humor braucht man nicht streiten. Abgesehen davon, dass er offensichtlich nicht böse gemeint ist.

Ich habe trotzdem ein Problem mit dem Spot, auch auf die Gefahr hin, dass es mich wie einen schlechten Verlierer aussehen lässt. Denn ich bin ja nicht nur Grieche, ich bin auch ein deutscher Steuerzahler. Und in diesem Spot werde ich gleich zweimal verarscht.

Ganz kurze Zusammenfassung: Im „Paulanergarten“ sitzt der sympathische Bayer, der sonst Bier von Japanern schnorrt, und setzt dazu an, eine Gruppe Griechen zum Bier einzuladen. Doch die halten ihn davon ab: „Ihr habt schon genug bezahlt!“ Und der Bayer fügt sich und lässt sich einladen, mit dem Hinweis: „Ah, sind wir wieder flüssig?“

Wie gesagt, das ist sogar ein bisschen lustig. Und süß gemacht. Und gefährlicher Unsinn. Denn es wird zu der Legende beitragen, dass wir deutsche Steuerzahler so unglaublich viel Geld für Griechenland und andere südeuropäische „Pleitenationen“ bezahlt haben, während sich in Wahrheit die Aufwendung ziemlich genau beziffern lässt: mit null Euro.

Im Gegensatz zur Hilfe für die Banken in der Finanzkrise haben wir für die Griechen noch gar nichts bezahlt, und bei allem Respekt für Josef Ackermanns Zweifel halte ich ausgerechnet die Prognosen von Bankern in letzter Zeit für einen riesigen Haufen von Eigeninteressen getriebenen Scheißdreck.

Aber ich habe schon geschrieben, dass ich glaube, die Verbindung von der „Rettung Griechenlands“ oder wahlweise der „Euro-Rettung“ wird benutzt werden, um den Umschwung unserer Regierung von unsinnigerweise versprochenen Steuersenkungen zu Steuer- oder Gebührenerhöhungen zu erklären, ohne sich als die Lügner darstellen zu müssen, die sie nun einmal sind. Und wenn sich die „wir haben viel bezahlt“-Einstellung weiter durchsetzt, machen wir es ihnen unnötig einfach.

In der Realität freut sich das Manager-Magazin für die deutschen Unternehmen längst über die Schnäppchen, die gerade in Griechenland zu machen sind. Und das Ausschlachten von südeuropäischen Euroländern wird weiter gehen. Das ist traurig, aber es lohnt sich auch, nachzusehen, wer von der Situation tatsächlich profitiert. Und ich kann sagen: Die griechische Bevölkerung ist es nicht. Die ist noch lange nicht „wieder flüssig“

PS. Und weil das Schicksal mir offenbar beweisen will, dass ich doch noch nicht alles erlebt habe, bemitleidet die Bild jetzt die Griechen, die in dem Spot zum „Gespött“ werden.

5 Antworten auf „Wer den Schaden hat, braucht für den Spot nicht zu sorgen“

  1. Bei allem aufrichtig empfundenen Mitleid für die auf übelste diffamierten Griechen (nicht nur in diesem Spot, mehr generell) finde ich (als deutsche Steuerzahlerin) eben in der Tat den Aspekt, inwieweit WIR zur Zeit verarscht werden, wichtig. Wenn überhaupt, dann zahlen wir nicht für faule Griechen, sondern für Banken und Merkelpolitik, und man kann das gar nicht oft genug betonen und erklären.

  2. Ich finde den Spot nicht süß oder harmlos.
    Meines Erachtens ist er nicht besser als eine Schlagzeile in der BLÖD.
    Er schürt genau diese Meinungsmanipulation, ganz auf der Linier der BLÖD-Leser, haut genau in die von Politik und Medien geschaffene Kerbe.
    Einfach geschmacklos.
    Wie oft muß ich mich noch dafür schämen, Deutscher zu sein.

  3. G’schichten aus’m Paulaner Garten zur Völkerverständigung:
    Erst zocken wir die ahnungslosen Japaner ab – dann tun wir so, als ob wir den Griechen Geld geschenkt hätten und lassen uns von denen unsere Zeche zahlen.
    Mia san halt mia!

    Auf wen wirft das denn ein schlechtes Bild?
    Reine Interpretationssache.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.