Nochmal aktualisiert: Boykottiert Quality!

Am Donnerstag erscheint die zweite Ausgabe von Constantin Rothenburgs Magazin Quality, und ich nehme das zum Anlass, meinen längst überspannten Kragen platzen zu lassen. Die erste Ausgabe erschien im Mai, und ich rufe dazu auf, die zweite Ausgabe nicht zu kaufen, bis nicht wenigstens alle Rechnungen der freien Mitarbeiter der ersten Ausgabe bezahlt sind – denn das sind sie nicht.*

Es ärgert mich doppelt und dreifach, dass es ausgerechnet solch große Labertaschen sind, die den ersten und einfachsten Schritt professioneller Arbeit nicht beachten. Denn natürlich muss man in diesem Zusammenhang eigentlich Markus Peichl an erster Stelle nennen, der uns nicht nur jedes Jahr erklärt, wie Magazine sein müssten, sondern auch noch einen sehr enspannten Lifestyle pflegt, während seine Mitarbeiter so lange auf ihr Geld warten müssen, dass sie nicht wissen, wovon sie leben sollen (wenn sie es überhaupt jemals kriegen). Wenn Schlussredakteure bis vor Gericht ziehen müssen, um ihr Geld zu bekommen, während der Herr Herausgeber Geld genug hat, seine Potsdamer Villa zu restaurieren, dann finde ich das ekelhaft.

Aber Peichls Liebling kann man nicht boykottieren, so lange er es selbst tut (wie nennt man eigentlich Herausgeber, die nichts herausgeben? Nicht einmal Honorare?). Deshalb kriegt Rothenburg es jetzt mit ab, verdient hat er es ja auch. Denn er hat offenbar trotz aller Zahlungsunfähigkeit die Möglichkeit, nebenbei in Berlin eine Bistrokette zu eröffnen. Mit Verlaub, Herr Rothenburg, Sie sind ein Bundestagspräsident!

Also, jetzt ist es wenigstens einmal gesagt. Verklagt mich halt. Ihr geht mir auf den Sack. Bezahlt eure Leute, bevor ihr weiter groß daher redet. Und, Rothenburg, mach nicht ausgerechnet „Marke und Moral“ zum Titelthema, wenn Freie, die davon leben müssen, bei Quality ein halbes Jahr lang auf ihr Geld warten – immer noch warten, wohlgemerkt. Verleiht euch doch gegenseitig den Greed-Award, aber zieht nicht Leute mit rein, die durch Arbeit ihre Miete bezahlen. Pfui, bäh, tschüss!

Nachtrag, der Korrektheit halber: Ich habe jetzt mehrere Male gehört, dass die Medienberichte über eine angebliche „Bistrokette“ von Constantin Rothenburg extrem übertrieben sind. Und weil es hier an so prominent gehässiger Stelle steht soll das gesagt sein. Zweitens, und auch darauf bin ich hingewiesen worden: Natürlich ist es ein Unterschied, ob man diese Art der Zahlungsverschleppung ein Mal exerziert (und möglicherweise, weil trotz aller Versuche der Laden nicht so läuft, wie man sich sicher war, dass er laufen würde) oder jahrelang und quasi systematisch. Insofern hat hier Constantin Rothenburg die große Kelle getroffen und das auch noch sehr hart. Ich habe das im Text erwähnt, aber offenbar nicht für jeden prominent genug. Das ändert zwar  nichts an der simplen Tatsache, dass Verträge einzuhalten sind und auch nichts an meinem Ärger, aber es lässt das Licht ein wenig anders scheinen, möglicherweise fairer. Außerdem habe ich natürlich vergessen zu erwähnen: Ich selbst habe weder mit Markus Peichl noch mit Constantin Rothenburg jemals gearbeitet, nach menschlichem Ermessen werde ich es nach diesem Blog-Eintrag wohl auch nicht mehr tun und selbstverständlich habe ich mit beiden also keinerlei Rechnung offen. Sonst hätte ich das hier ja auch gar nicht schreiben können.

*PS. Nur etwa zwei Monate danach kann ich vermelden, dass Quality und Rothenburg ihre Verpflichtungen inzwischen offenbar erfüllt haben. Ich glaube, jetzt geh ich mal und kauf mir so ein Ding. Im Fall Peichl bleibt natürlich alles, wie es immer war.

8 Antworten auf „Nochmal aktualisiert: Boykottiert Quality!“

  1. Qualität-Journalisten, stürmt Rothenburgs Imbiss und esst seine frittierten Insekten etc. auf, ohne dafür zu zahlen!
    Morgen mittag?

  2. Ich bin, nur nebenbei, in jedem Fall dafür, dass jede Art von Arbeit bezahlt wird (auch die von Müttern, aber das führt hier zu weit). Also: Nein!

  3. Liebe Kommentatoren,

    ich habe einen Kommentar zu moderieren, der zwar lustig ist aber trotzdem nach meinem Empfinden hier in eine Kerbe haut, in die schon ausführlich gehauen wurde. Ich habe versucht, die angegebene Email anzuschreiben, aber sie stimmt nicht. Ich halte den Kommentar zurück, und bitte den Kommentator (mit den Initialen FP), sich noch einmal bei mir zu melden.

    Liebe Grüße

    PS. Inzwischen ist das alles geklärt und diesen Kommentar bräuchte es nicht mehr. Frage zur Netiquette: Dürfte ich ihn jetzt entfernen?

  4. Boah und Chapeau!

    Du nimmst es aber sehr genau mit der Etikette hier und anderswo! Gute Kinderstube. Klar, darfst du meinen unsachlichen Kommentar entfernen. Dass du ihn als lustig erachtet hast, ist mir Lohn genug. Wer zahlt heutzutage noch Miete? Das ist voll Neunziger!

  5. Ich kann das nur bestätigen. Viel Gelaber, Büro vom Feinsten. Hohes Angebot (ich konnte es mir zu dem Zeitpunkt leisten) sofort akzeptiert. Keine weiteren Fragen gestellt. Los, arbeiten. Später gegooglet und große Augen bekommen. Rechtzeitig ausgestiegen. Meiner Meinung nach ein professioneller Hochstapler.

  6. So, und jetzt nutze ich die Gelegenheit, allen zu danken und schließe die Kommentare zu diesem Eintrag, weil ich nicht bei jedem kontrollieren könnte (selbst wenn ich wollte) ob seine Vorwürfe stimmen oder nicht – und wir wollen ja alle keine falschen Vorwürfe gegen irgendjemanden erheben. Ich hoffe, damit können alle leben.

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